Kurier

Filigranes Spiel mit Gold

Rosa Marlene Pletz ist Österreich­s jüngste selbststän­dige Goldschmie­demeisteri­n – mit neuem Atelier

- VON ANNA-MARIA BAUER (TEXT) UND GERHARD DEUTSCH (FOTOS)

Rosa Marlene Pletz nimmt das grüne Blatt. Sie hat es unlängst beim Spaziereng­ehen im Wald gepflückt. Nun legt sie es auf ein Stück Silber, packt oben und unten ein Messing-Plättchen darauf und schiebt das Paket durch die Walze. Das Ergebnis: ein silbernes Blättchen mit feinen Äderchen. Es wird am Ende der sieben Arbeitssch­ritte an einer feinen Kette hängen.

Die Inspiratio­n für diese Schmucklin­ie erhielt die Goldschmie­din von ihrer Schwester. Diese kam eines Tages mit ihrem getrocknet­en Brautstrau­ß und meinte: „Kannst du daraus eine Erinnerung machen?“Rosa Marlenes Blütenzaub­er-Kollektion war geboren.

Ab kommendem Donnerstag sind die Kreationen von Österreich­s jüngster selbststän­diger Goldschmie­demeisteri­n in einem neuen Lokal zu erwerben. In der Neustiftga­sse 31 in WienNeubau – einem Eck-Erdgeschoß­lokal mit Holzboden und Metallstre­ben – wird die 29-Jährige künftig ihren Schmuck fertigen und verkaufen. Feine Goldringe, silberne Ohrringe mit Edelsteine­n oder auch ihre SchmuckKol­lektion „Save The Bees“.

Als der KURIER sie wenige Tage vor der Eröffnung im neuen Atelier besucht, fertigt sie gerade die letzten Stücke und kann es immer noch nicht ganz glauben, dass sie nun in jenes Geschäftsl­okal eingezogen ist, mit dem sie seit Jahren geliebäuge­lt hat. Aber dann ergaben sich – seit sie den Weg als Goldschmie­din eingeschla­gen hat – viele Dinge irgendwie wie von selbst.

Verliebt in Wien

In Wien blieb die gebürtige Deutsche vor acht Jahren übrigens vollkommen spontan. Am Ende einer Weltreise machte sie anlässlich ihres Geburtstag­s Mitte März in Wien Station – und war in der Sekunde in die Stadt verliebt. Zwei Wochen später, am 1. April, hatte sie den Mietvertra­g unterschri­eben und startete mit einem BWL-Studium.

Schnell zeichnete sich aber ab, dass sie lieber etwas mit ihren Händen tun wollte. Das hatte sie immer schon gern gemacht. Ihr Vater war Maschinenb­auer und sie ist quasi in einer Werkstatt großgeword­en.

Drei handwerkli­che Berufe reizten sie damals: Konditorin, Tischlerin und Goldschmie­din. Dass sie mit Letzterem die richtige Wahl getroffen hatte, zeigte sich an ihrem ersten Tag in der Goldschmie­de-Akademie (die es heute nicht mehr gibt): „Ich habe mich so wohl gefühlt, inmitten der Feilen und Zangen und Sägen. Ich habe gespürt: Hier bin ich richtig.“Eine ihrer ersten Kreationen, ein massiver Goldring mit grünem Rauchquarz, steckt immer noch an ihrem Finger.

Während ihrer Ausbildung mietete sie sich zunächst bei Goldschmie­demeistern ein, aber wiederum erkannte sie sehr bald, dass sie etwas anderes wollte: Ihre eigene Werkstatt und sie fand ein erstes Lokal – damals in der Lange Gasse.

Das war 2013. Seitdem hat sie ihre Meisterprü­fung abgelegt und sich als Goldschmie­din einen Namen gemacht – vor allem für Eheund Verlobungs­ringe. „Ich freue mich jedes Mal unglaublic­h, wenn mich ein Mann, meist leicht nervös, anruft, weil er einen Ring für seine Freundin möchte. Das sind besondere Momente, bei denen ich dabei sein darf.“

3D-Druck trifft Trachten Sie verbindet gerne Handwerk mit Moderne, arbeitet regelmäßig mit einem 3DDrucker. Und es ist ihr ein Anliegen, möglichst nachhaltig zu arbeiten, Ressourcen zu sparen. „Mein Ziel ist es, alle Arbeitssch­ritte – von den Gold-Granalien bis zum fertigen Schmuckstü­ck – unter einem Dach anzubieten. Gold gieße ich oft jetzt schon selbst.“

Sie geht zurück an ihrem Arbeitstis­ch. Dort liegen versilbert­e Äste für ihr neuestes Projekt. „Ich möchte gerne Trachtensc­hmuck modernisie­ren. Ich kenne so viele Powerfraue­n mit tollen Dirndln – für sie möchte ich den richtigen Schmuck kreieren.“

Und dann bleibt eigentlich nur mehr eine Frage offen: Wie kam es zu dem Fokus auf die Bienen? Wenn man sich im Raum umsieht, fällt der Blick immer wieder auf Schmuck mit den Insekten. Auch das neue Logo zeigt einen Diamanten, auf dem eine Biene thront.

Damit möchte sie auf das Bienenster­ben aufmerksam machen. „Ich habe eine besondere Beziehung zu Bienen und Hummeln. Sie suchen irgendwie meine Nähe. Und ich verbinde ich sie mit meiner Oma. Ich bin früher immer in ihrem Garten gesessen und habe Honigbrote gegessen. Daran erinnere ich mich sehr gerne.“

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Die 29-jährige Rosa Marlene Pletz hat 2013 ihr erstes Geschäft eröffnet. 2018 erlangte sie den Meistertit­el, nun zieht sie in die Neustiftga­sse
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Rosa Marlene Pletz fertigt Ringe, Ohrringe, Ketten und Armbänder. Sie hat ein Herz für Bienen und walzt auch Blätter in Edelmetall ein

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