Wo dem Sport ein Baum aufgestellt wird
Turnsäle. Auch der Ruf nach einem einem neuen Nationalstadion wird wieder verpuffen.
Wiens Sportstadt Peter Hacker sprach sich in einem KURIER-Interview gegen einen Stadionneubau aus. Der Mann erinnert in seiner deftigen Wortwahl an seinen legendären Lehrmeister Helmut Zilk, der einst nach Ländermatchpleiten der Nationalelf sogar volksnah ultimativ gedroht hatte, sie nicht mehr in Praterstadion spielen zu lassen.
Mehr contra als pro
Auch Hacker bewies einen guten Riecher. Bei Online-Umfragen von KURIER und Krone stimmten über 70 Prozent gegen ein Nationalstadion.
Bedenklicher als die ablehnende Haltung der Steuerzahler (Nein-Sager sind erfahrungsgemäß leichter zu motivieren) gegenüber einem neuen, großen Stadion-Tempel ist, dass immer mehr kleinen Klubs der Kollaps droht.
Zehn haben allein in Niederösterreich heuer zugesperrt. Oft sind Anrainer, die sich vor Schiedsrichterpfiffen gestört fühlen, froh, wenn auf Sportplätzen für immer das Flutlicht erlischt. In Wien-Nähe war vor drei Jahren sogar dank einer Bürgerinitiave plus einer ungewöhnlichen Allianz von grünblau ein Sportplatz-Neubau trotz der dafür bereits genehmigt gewesenen sechs Millionen Euro verhindert worden, Der Verein ist seither aufgelöst. Argument eines Wirtshaus-Diskutierers: „Jeder Baum is ma lieber als a spielendes Kind.“
In Klagenfurter Stadion wiederum sieht man vor lauter Bäumen (konkret sind’s 299 auf dem Spielfeld) im Herbst keinen Ball mehr. Wegen eines Kunstprojekts muss der Kärntner Europa-League-Starter Wolfsberger AC seine klubhistorischen drei Gruppenspiele in Graz austragen. Das erste am 3. Oktober gegen die AS Roma.
Wenn sich ballverliebte italienische Journalisten darüber jetzt schon lustig machen und fragen, weshalb so eine Pflanzerei im einzigen international tauglichen Stadion des Bundeslandes möglich sei, dann reichen als Antwort zehn Worte.
Der Sport hat in Österreich keinen so hohen gesellschaftlichen Stellenwert.