Kurier

Der Direktor im Zirkus Knie

Christian Fink. Von Leroy Sané bis Giorgio Chiellini – warum sich immer mehr Stars in Hochrum operieren lassen

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CHRISTOPH GEILER

Die Frage, die dem Chirurgen Christian Fink in letzter Zeit wohl am häufigsten gestellt wurde, hat wenig mit Medizin zu tun. „Viele wollen wissen, ob ich bei prominente­n Patienten nervöser wäre“, erzählt der Oberösterr­eicher. Seine Antwort ist eindeutig: „Sobald ich einmal mit der Operation angefangen habe, ist es völlig egal, wer da liegt.“

Und es lagen in den vergangene­n Wochen so einige Persönlich­keiten aus der Welt des Sports im OP-Saal der Privatklin­ik Hochrum, um sich ihre ramponiert­en Kniegelenk­e von Christian Fink behandeln zu lassen.

Volle Betten

Leroy Sané zum Beispiel, der Fußballsta­r von Manchester City, kam im August mit einem gerissenen Kreuzband nach Tirol. Die gleiche Verletzung hatte Giorgio Chiellini, der Abwehrchef von Juventus Turin, der Anfang September von Fink operiert wurde. Nicht zu vergessen: Der Rapidler Thorsten Schick und all die internatio­nalen Basketball-Größen, die im letzten Monat in Hochrum unters Messer kamen.

Aber warum führt so viele Sportler nach einer Knieverlet­zung der erste Weg in die Privatklin­ik bei Innsbruck? Weshalb ist Christian Fink so ein gefragter Chirurg, wenn es um das Kreuzband geht? Christian Fink Knie-Chirurg der Sportstars Wieso schickt der berühmte deutsche Sportarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt mittlerwei­le all seine Knie-Patienten zu Fink? Und warum ließen sich Sané, Chiellini und all die anderen nicht in ihren Heimatländ­ern operieren?

Top-Infrastruk­tur

„Weil hier das Paket ein sehr Gutes ist“, erklärt Fink und verweist auf die Infrastruk­tur in der Privatklin­ik. „In diesem Bereich gibt es in Europa nicht viel Besseres. Und dass es hier die Möglichkei­t gibt, den MR und den CT

24 Stunden am Tag zu bespielen, ist auch ein Riesenvort­eil.“Als die Skifahreri­n Stephanie Brunner zuletzt vorzeitig vom Trainingsl­ager in Südamerika heimkehrte, eilte Fink spätabends in die Klinik und diagnostiz­ierte bei ihr einen Kreuzbandr­iss.

Christian Fink kann nicht aufzählen, wie viele Knieoperat­ionen er schon durchgefüh­rt hat, aber er ist seit jeher eng mit dem Kreuzband verbandelt. Ende der 1980erJahr­e hatte er als junger Medizinstu­dent in Innsbruck seiner ersten Kreuzband-OP beiwohnen dürfen (bei Armin Assinger), seine Dissertati­on hat er dem Kreuzband gewidmet und seither lässt ihn dieses Thema nicht mehr los. Gerade erst hat er sich eine neue Operations­technik patentiere­n lassen und erfährt für seine Innovation­en weltweite Aufmerksam­keit. Bei einem Kongress in Indien führte das Mitglied des Gelenkpunk­tChirurgen-Teams im Frühjahr vor 1.500 Experten live eine Knie-OP durch.

Großer Rummel

Sein Eingriff bei Leroy Sané verlief dagegen vergleichs­weise beschaulic­h. Auch wenn der OP-Saal in Hochrum voller war als normal. Der Teamarzt von Manchester City und ein Physiother­apeut des Klubs waren während der Operation anwesend. „Die haben fleißig mitgeschri­eben und fotografie­rt“, berichtet Fink, „mich stört das nicht.“

Gewöhnungs­bedürftige­r war da schon der MedienRumm­el, den der prominente Patient mit sich brachte. Als bekannt wurde, dass Sané die Operation in Hochrum durchführe­n lassen würde, klingelte bei Fink ständig das Telefon. „Ich hatte das Gefühl, dass viele Medien das Rundherum Prominente Patienten: Leroy Sané (oben) wurde im August von Christian Fink am Knie operiert. Zuletzt lagen Giorgio Chiellini (li.) und Thorsten Schick in Hochrum viel mehr interessie­rt hat als die Krankenges­chichte.“Erstaunlic­herweise hörten die Anrufe nach dem erfolgreic­hen Eingriff auf, obwohl Sané noch weitere drei Wochen zur Physiother­apie in Tirol weilte und in regelmäßig­em Kontakt mit seinem Chirurgen stand. „Ich hatte das Gefühl, dass er sich hier wohlgefühl­t hat.“

Eine schwere Knieverlet­zung wie Sané und die anderen sie erlitten haben, hatte einst für die meisten Sportler das sichere Karriereen­de bedeutet. Dank der modernen Operations­techniken – meist werden körpereige­ne Sehnen als Kreuzbande­rsatz genommen – können heute viele Athleten wieder in den Spitzenspo­rt zurückkehr­en.

Das hofft Christian Fink auch bei Skifahreri­n Stephanie Brunner, die er jetzt zum dritten Mal in eineinhalb Jahren am Kreuzband operieren musste. „Das lässt einen nicht kalt“, sagt Fink. „Manche haben’s wie beim Mensch-ärgere-dich-nicht. Die stehen knapp vor dem Haus, und dann batsch – und sie müssen wieder von vorne anfangen.“

„Das ist einzigarti­g, was wir im OP haben. Da gibt es in Europa in diesem Bereich nicht viel Besseres“

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