Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde
Erfolgsautor Dr. Andreas Salcher hat uns zuletzt mit viel Weisheit in die verschiedensten Lebensbereiche geführt. Im jüngsten Werk gilt seine ungeteilte Aufmerksamkeit wieder den Schülerinnen und Schülern, die unter dem herrschenden Schulsystem und der damit verbundenen unbeweglichen Bürokratie zu leiden haben.
Gute Förderung legt den Fokus auf die Begabungen des Einzelnen und nicht auf dessen Schwächen. Kommunikation und Sozialkompetenz sind unbedingt notwendige neue Fächer in einem sonst uralten Fächerkanon. Wie wichtig und grundlegend ist eine persönliche Beziehung zwischen der Volksschullehrerin und einer überschaubaren Klassengemeinschaft! Diskussionswürdig ist bei den 10- bis 14-Jährigen auch die Aufteilung des Unterrichtsstoffes von 20 Fächern in 50 Minuten-Blöcke mit jeweils verschiedenen Pädagogen. Salcher diagnostiziert, dass die in Österreich praktizierte Schulform eine Masse mittelmäßiger Zehnkämpfer produziert. „Dem talentierten Langstreckenläufer wird ständig sein Versagen im Kugelstoßen, dem begabten Hürdenläufer seine Schwäche im Stabhochsprung vorgeführt.“Der Unternehmensberater begibt sich auf Spurensuche nach den Feinden des talentierten Schülers, damit mehr Freunde der besonderen Begabungen entstehen. Nicht Notensondern druck, persönliche Aufmerksamkeit und Zuwendung eines Lehrers fördern den Wissensdurst und dadurch die Freude am Lernen. Das Programm des Buches ist keineswegs Lehrerbashing, sondern die Ermutigung aller Lehrerinnen guten Willens, die mehr als Dienst nach Vorschrift machen und die individuellen Bedürfnisse und Fördermöglichkeiten der Schülerinnen ins Zentrum stellen wollen.
Mein Eindruck bei der Buchpräsentation: Andreas Salcher ist wieder ein anregendes und sicher auch aufregendes Meisterwerk gelungen. Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan dompfarrer@stephansdom.at