Zur größten Wehrburg des Landes
Mit den Pferden auf der Mühlviertler Alm unterwegs
Das leichte Prickeln am Beginn der Abenteuer-Reittour legt sich bald. Das sanfte Schaukeln des Pferderückens überträgt rasch seine beruhigende Wirkung auf den Reiter. Die Wallache Aris und Branco sind auf der Mühlviertel Alm zu Hause und bewegen sich trittsicher durch das Reitparadies.
Dazu haben wir aus dem 700 Kilometer langen Wanderreitnetz eine von Pabneukirchen ausgehende Runde ausgewählt. Sie führt auf 25 Kilometern Länge zur Ruine Ruttenstein und über Mönchdorf wieder zurück. Treffenderweise heißt der erste Teil auch Romantiktalweg.
Im harmonischen Trab geht es entlang des eisenbraunen Maseldorfer Bachs in Richtung Pierbach. Die Landschaft erinnert an Almen im Hochgebirge, angereichert mit anspruchsvollen Hügeln, monumentalen Felstürmen und viel Wald. Wenn der befestigte Weg gut einsehbar ist, wechseln wir auf längeren Wegpassagen
Burg Ruttenstein.
Die wunderbare Anlage der Burg Ruttenstein Die junge Reiterin genießt die herbstliche Natur
in einen kontrollierten Galopp. Mehrere Kilometer lang kann man dabei als Reiter geradezu mit dem Pferd verschmelzen. Und auch mit der Natur. Die erholsamen Wälder verbreiten ein besonderes Klima mit starken Aromen. Wir baden förmlich in einem
Cocktail aus bioaktiven Substanzen, die von den Bäumen abgegeben werden. Ein Stück des Weges teilen wir mit Pilgern des Johanneswegs. Ihre Suche nach der inneren Ruhe ist anstrengender als die von uns Reitern. Es folgen Wiesen mit bäuerlichen Gehöften, aus denen freundliche Menschen zurückgrüßen. Neben zahlreichen weidenden Rindern ist eine Herde von strahlendweißen Gänsen ein ungewohnter Anblick. Sie bewegen sich bei unserem Näherkommen allesamt im gleichen Takt, nicht im Gänsemarsch eine nach der anderen, sondern alle wie ein perfekt koordinierter Vogelschwarm in eine Richtung. Sie genießen ihr Dasein auf der Grasweide und ahnen nichts vom Schicksal, das ihnen in der Martinigansl-Zeit im November bevorsteht.
Wir richten den Blick über die sanften Weidetiere in die Ferne und sehen die Burgruine Ruttenstein über die Hügel des Unteren Mühlviertels herausragen. Der Ort Pierbach wird erreicht und nach zweieinhalb Reitstunden die Schutzhütte Ruttenstein, wo uns die Kellnerin Stefanie ein stärkendes hopfenhaltiges Getränk für den letzten kurzen Anstieg serviert. Im Wehrgraben der Ruine finden wir einen Anbindeplatz für unsere Pferde und betreten die auf 758 Meter hoch über dem Tal der Naarn gelegenen Anlage. Seit der Jahrtausendwende engagiert sich ein rühriger Erhaltungsverein, die Substanz der größten Wehrburg des Landes Oberösterreich zu sichern.
Obmann Erwin Himmelbauer: „Bereits um 1160 wurde die Burg als ,Castrum Rotenstein‘ in bambergischem Besitz erwähnt. Später war sie im Eigentum bekannter Geschlechter wie der Habsburger, Wallseer und Liechtensteiner. Seit 1823 sind die Herzöge von Sachsen Coburg und Gotha die Besitzer.“
Interessant ist die Herkunft des Namens der Burg: „Er geht vermutlich auf die leicht rötliche Färbung des dortigen Granitgesteins zurück.“Wir steigen auf den vier Stockwerke hohen Aussichtsturm und genießen den freien Blick auf die Mühlviertler Hügellandschaft bis zum Dachstein und zum Ötscher. Die Pferde freuen sich, nach weiteren eineinhalb Stunden wieder ihre heimatliche Koppel zu erreichen.