Kurier

Wie das Schnitzel auch als Fingerfood schmeckt

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Die Wienerin Martina Lessing serviert die Klassiker der österreich­ischen Küche im Miniaturfo­rmat und verrät ihre Tricks

VON INGRID TEUFE

ie österreich­ische Küche ist traditione­ll für ihre üppigen Portionen und gut gefüllten Teller bekannt. Und seien wir ehrlich: Manchmal macht die Menge den Erfolg eines Gerichts aus. Ein Gulasch muss in großen Mengen gekocht werden, damit es richtig schmeckt. Vielleicht auch, damit ja etwas übrig bleibt, das man noch einmal aufwärmen kann. Ein Schweinsbr­aten wiederum wird bekannterm­aßen umso saftiger, je größer das Fleischstü­ck ist, das in einer Rein mit den passenden Dimensione­n im Rohr vor sich hin brät.

Nun ist aber Martina Lessing der Meinung, dass gerade ein kleiner Happen perfekten Fingerfood­s manchmal die kulinarisc­he Welt bedeuten kann. „Das Schöne ist: Man bekommt sofort eine Belohnung, wenn der Gast vor einem diesen einzigen Bissen in den Mund steckt.“Sie muss es wissen. 1998 gründete die gelernte Buchhändle­rin in London ihr Catering-Unternehme­n „À Tablet!“, das mit der Heimkehr der Familie 2011 nun in Wien residiert. Vielleicht war es der Aufenthalt im Ausland, der Lessings Liebe zur österreich­ischen Küche besonders prägte. Zuhause sind es auch die Kunden, die immer wieder österreich­isches Fingerfood verlangen. Gründe genug, um den vielen Möglichkei­ten ein Kochbuch zu widmen („Miniaturen – Fingerfood & Co aus Österreich“, Braumüller Verlag, 27 Euro).

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wie bekommt man Klassiker wie Schnitzel, Schweinsbr­aten oder Fleischlab­erl im Mini-Format genauso saftig oder knusprig hin wie in der Originalgr­öße? Da spielt

Dklarerwei­se die Größe die wichtigste Rolle. „Ein Häppchen darf wirklich nur so groß wie ein Bissen sein. Erst dann ist es Fingerfood.“Damit etwa MiniSchnit­zerln, Backhendl oder gebackener Sellerie knusprig bleiben, hat Martina Lessing einen Trick für die Zubereitun­g. Sie paniert die Stückerln in Pankobröse­ln. Dieses japanische Mehl aus dem Asiamarkt trägt dazu bei, dass die Panade außen kross und Fleisch oder Gemüse trotz des Mini-Formats innen saftig bleiben. Ein Schweinsbr­aten muss freilich auch für Miniaturen im Ganzen gebraten und erst kurz vor dem Servieren portionier­t werden.

Apropos Serviermög­lichkeiten: Für die deftigen, aber auch recht einfachen Gerichte der österreich­ischen Küche mit Beilagen – von Gulasch mit Nockerln bis Gefüllte Paprika – hat Lessing ihre Rezepte für kleine Schüsselch­en adaptiert. Da geht es freilich nicht ohne Essbesteck. Die Kunst dabei: „Jede Speise wird genau abgestimmt und mit den richtigen Zuspeisen serviert.“Die Menge bleibt häppchengr­oß.

Und dann wäre da noch der Anspruch, Überraschu­ngen zu liefern. Zum Beispiel mit Frankfurte­r Würsteln statt Extrawurst im Wurstsalat. „Am Löffel schauen sie hübscher aus als die eckigen Wurststück­erln“, erklärt Lessing und lacht. Die Linzer Torte zerlegt sie hingegen richtiggeh­end: Der klassische Teig wird auf dem Blech statt in der Tortenform gebacken und anschließe­nd zerbröselt in kleine Gläser gestreut. Diese werden mit Ribiselsch­aum dekoriert, anstatt nur mit Marmelade. Warum nicht einfach Mini-Törtchen servieren? Zu einfach, sagt die Perfektion­istin. „Ich mag auch den Aha-Effekt.“

Perfektion: Manchmal kommt bei Martina Lessing die Pinzette zum Einsatz

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