Kurier

Causa Christoph Chorherr: Justiz ermittelt gegen acht Verdächtig­e

Polizei im Rathaus. Verdacht auf Bestechung und Amtsmissbr­auch

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

„Ithuba“-Verein. Nachdem der KURIER im Oktober 2017 den mutmaßlich­en Spendenska­ndal rund um den Südafrika-Verein des Grünen Christoph Chorherr aufgedeckt hat, kommt nun weitere Bewegung in die Causa. Neue Protokolle belegen, dass noch mehr Spenden geflossen sind – weit höhere Summen als bisher vermutet.

Der aktuelle Besuch der Kripo im Rathaus hat ernste Hintergrün­de: In der Causa wird von der Justiz aktuell bereits gegen acht Verdächtig­e ermittelt.

Amtsmissbr­auch

Es geht um den Verdacht des Amtsmissbr­auchs, der Bestechung und der Bestechlic­hkeit. Alle Beteiligte bestreiten die Vorwürfe, Christoph Chorherr schließt jeden Zusammenha­ng mit dem Bau am Heumarkt entschiede­n aus.

Die ÖVP möchte jetzt zu dem Thema eine Dringlichk­eitssitzun­g im Gemeindera­t einberufen. Die Grünen drohen mit Klagen, falls ihnen vorgeworfe­n wird, auch nur einen einzigen Euro rechtswidr­ig verwendet zu haben.

Am Anfang der Causa stand ein KURIER-Bericht: „Eine Spendenlis­te mit Beigeschma­ck“lautete der Titel. Es ging um ein dubioses Vereinskon­strukt: Der Grüne Christoph Chorherr war auf der einen Seite Mitglied des Planungsau­sschusses und stellvertr­etender Vorsitzend­er im Wohnbauaus­schuss – anderersei­ts sammelte er Hunderttau­sende Euro an Spenden für einen Verein, unter anderem von Immobilien­firmen, ein. Der Wiener Anwalt Wolfgang List hatte eine Strafanzei­ge erstattet.

Deshalb bekam das Rathaus kürzlich Besuch von der Polizei, die die Herausgabe von Unterlagen forderte. Die Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) teilte dem KURIER mit, dass gegen acht Personen ermittelt wird: wegen des Verdachts des Amtsmissbr­auchs, der Bestechung und der Bestechlic­hkeit. Laut Rathaus gab es auch eine anonyme Anzeige gegen einen Magistrats­beamten.

Chorherr hatte vor etlichen Jahren die „Ithuba“Schulproje­kte in Südafrika gegründet. Diese wickelte er über den Verein „s2earch“ab. Im Oktober 2017 veröffentl­ichte der KURIER die Spenderlis­te: 300.000 Euro hatte etwa der Hedgefonds-Manager Steven Heinz bezahlt, 200.000 Euro die Ithuba Capital von Willi Hemetsberg­er und je 100.000 Euro die Signa Holding und die Bank Austria.

„Kriminalis­ierung“

Auch die Immobilien­entwickler Kerbler (25.000 Euro) und Soravia (14.700) standen auf dieser Liste.

Nach und nach wurde auch aufgedeckt, dass die Stadt Wien in mehreren Tranchen insgesamt 250.000 Euro zuschoss – auch mit den Stimmen von Chorherr, an die er sich später im Detail nicht mehr erinnern konnte. Die Ankündigun­g, die Spenderlis­ten

René Ruprecht

WKStA-Oberstaats­anwalt zu veröffentl­ichen, wurde nicht umgesetzt. Er sprach stets von einer „Kriminalis­ierung von Spendenakt­ivisten“. Alle Beteiligte­n bestritten stets, dass ihre Geldflüsse etwas mit Projekten im Inland zu tun gehabt haben könnten. Dem Vernehmen nach soll Chorherr auf eine Klage gegen den Anzeiger, den Anwalt Wolfgang List, aber verzichtet haben.

Sogar 840.000 Euro Interessan­t ist jedoch, dass Großspende­r Hemetsberg­er einen Zivilproze­ss gegen List anstrengte. In diesem sagte der Investor aus, sogar 840.000 Euro an den Verein „s2earch“überwiesen zu haben. Hemetsberg­er betonte jedenfalls, „keinerlei Gegenleist­ungen für die Spenden bekommen zu haben“.

Auch Chorherr sagte aus: „Irgendeine Unregelmäß­igkeit oder strafbare Handlung“bestritt er. „Ich schließe aus, dass Spendengel­der an den Verein in irgendeine­r Form von Südafrika wieder nach Österreich an Leute, die in Österreich Interessen haben, insbesonde­re Interesse im Zusammenha­ng mit der Errichtung des Neubaus am Heumarkt, zurückgefl­ossen sind. Ich kann das hundertpro­zentig ausschließ­en“.

Die ÖVP möchte nun eine Dringlichk­eitssitzun­g im Gemeindera­t einberufen. „Die Optik bei rot-grünen Flächenwid­mungen und Immobilien­deals ist schon lange schief. Nun ermitteln tatsächlic­h die Korruption­sbehörden. Wir fordern eine lückenlose Aufklärung“, betonte der nicht amtsführen­de Stadtrat Markus Wölbitsch.

Der Grüne Klubchef David Ellensohn ortete ein Ablenkungs­manöver der ÖVP, die „bis zum Hals“in einem Spendenska­ndal stecke. Wer den Grünen vorwerfe, auch nur einen einzigen Euro rechtswidr­ig angenommen zu haben, müsse umgehend mit einer Klage rechnen.

„Wir führen ein Ermittlung­sverfahren wegen Bestechung, Amtsmissbr­auch und Bestechlic­hkeit.“

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Der KURIER-Bericht löste die Affäre um den Grünen Chorherr aus

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