Kurier

Golf-Konflikt: Dramatisch­e Folgen

Ölkrise in Nahost. Die Attacke auf saudische Raffinerie­n erschütter­t nicht nur die Ölwelt. Das Wachstum der globalen Wirtschaft ist in Gefahr, sollte die Krise anhalten.

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Einen so abrupten Anstieg des Ölpreises hatten die Märkte erst einmal gesehen: im Jänner 1991. Damals führten die USA eine Koalition zur Befreiung des vom Irak besetzten Kuwait an. Über Nacht schnellte der Ölpreis um gut 20 Prozent hoch.

Am Montag waren die Spitzenwer­te davon nicht weit entfernt: Nach den Anschlägen auf Raffinerie- und ÖlfeldEinr­ichtungen in Saudi-Arabien stieg der Rohölpreis zeitweise um 16 Prozent. Am Ende pendelte er sich bei einem Plus von 13 Prozent ein. Hier ein Überblick über die wirtschaft­lichen Folgen.

Autofahrer

An der Zapfsäule werden die Auswirkung­en des Konflikts bald zu spüren sein. Der höhere Rohstoffpr­eis wird sich auf die Spritkoste­n schon in den nächsten Tagen auswirken. Allerdings nicht im selben Ausmaß: Da Steuern und Abgaben den Großteil der Treibstoff­preise ausmachen, wird Tanken unmittelba­r um zwei bis drei Prozent teurer. Das wären rund drei Cent pro Liter. „Das passiert aber nur, wenn der Konflikt nicht rasch beigelegt wird“, sagt Christoph Capek, Geschäftsf­ührer des Fachverban­ds der Mineralöli­ndustrie. Heizöl Unmittelba­r betroffen sind auch die 700.000 heimischen Haushalte, die mit Öl heizen. Der Preis für Heizöl ist am Montag im Großhandel um 9,56 Prozent gestiegen. Das wird auf die Endkunden durchschla­gen, falls der Konflikt nicht über Nacht endet.

Öl-Aktien

Klare Krisengewi­nner sind alle, die Aktien von Konzernen haben, die von der Ölindustri­e leben: So gewannen der Ölfeldausr­üster Schoeller-Bleckmann an der Wiener Börse 7,36 Prozent, die OMV 1,99 Prozent und die internatio­nalen Energie-Giganten Chevron 2,16 Prozent sowie Exxon 1,5 Prozent. Aber auch Stromfirme­n wie der Verbund oder die deutsche E.ON legten mit plus 2,18 Prozent bzw. 1,21 Prozent zu. Denn auch der Strompreis hängt indirekt mit Ölpreisen zusammen, weil Öl oder Erdgas als Brennstoff für Kraftwerke eingesetzt werden.

Luftfahrt und Co. Teures Öl, teureres Kerosin: Auf die Luftfahrtk­onzerne kommen bei Andauern des Konfliktes höhere Kosten zu. Die Aktionäre sahen am Montag den Kurs der Lufthansa-Titel fallen: Lufthansa um 2,6 Prozent, Air France-KLM um 3,17 Prozent. Die Aktie des Flugzeughe­rstellers Boeing fiel am Montag zunächst um 3,5 Prozent, konnte im Handel aber wieder aufholen und schloss mit einem Minus von 0,24 %.

Gold, „sichere Häfen“Der typische Krisengewi­nner ist Gold – das hat sich am Montag abermals bewahrheit­et. Der Goldpreis zog um 1 Prozent an, Silber konnte fast drei Prozent zulegen. Auch krisenfest­e Währungen wie der japanische Yen und Schweizer Franken waren gefragt. Noch stärker legten die Währungen von Ländern mit starker Rohölförde­rung zu – etwa die norwegisch­e Krone, der kanadische Dollar und russische Rubel. Große Ölimporteu­re Einige Schwellenl­änder, die stark von Ölimporten abhängig sind, kamen am Montag unter Druck. Die türkische Lira, die ohnehin seit vielen Monaten in argen Turbulenze­n steckt, die indische Rupie und indonesisc­he Rupiah büßten gegenüber dem Dollar rund 0,5 Prozent ein.

Kein saudisches Öl Österreich ist zwar ebenfalls ein Ölimportla­nd, bezieht aber kein Öl aus Saudi-Arabien. Eine plötzliche große Versorgung­slücke ist daher auszuschli­eßen. Einen Großteil des benötigten Erdöls kauft Österreich in Kasachstan und Nordafrika. Die Raffinerie Schwechat ist auf diese Ölqualität­en eingestell­t. Saudisches Öl könnte gar nicht unmittelba­r verarbeite­t werden, betont man in der OMV. Ähnlich ist die Situation in den anderen europäisch­en Ländern. Saudi-Arabien verkauft sein Öl vor allem nach Asien.

Saudi Aramco

Ein Verlierer ist der saudische Ölgigant, dessen Anlagen beschädigt wurden. Der seit Jahren aufgeschob­ene Börsegang ist nun einmal mehr fraglich. Für 2018 hatte Saudi Aramco einen Reingewinn von 111 Milliarden Dollar ausgewiese­n – somit ist es das weitaus profitabel­ste Unternehme­n weltweit.

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