„Die Party ist vorüber“
Metaller-KV. Arbeitgeber rufen vor Verhandlungen zu Besonnenheit auf, die Gewerkschaft wird sie enttäuschen
Geht es nach Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI), kommen auf die Branche schwierige Zeiten zu. Das Wirtschaftswachstum geht deutlich zurück, die Industrieproduktion bricht ein und die Produktionserwartung der Betriebe ist rückläufig, warnt Knill. Auch wenn der August einen leichten Aufschwung gebracht habe, „erwarten wir nicht, dass sich der Erholungstrend fortsetzt“. Er gehe für den Herbst nicht von einer Wachstumsbremse, sondern von einer negativen Entwicklung aus.
Da die Branche acht von zehn Euro im Ausland verdient, ist das internationale Umfeld noch bedeutender als das heimische. Und hier sieht es laut Knill noch schlechter aus. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner für die Metalltechnikunternehmen. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession liegt dort laut dem deutschen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung bei 43 Prozent. Die stärksten Rückgänge sind bei den Autoherstellern und deren Zulieferern zu erkennen.
Aus der Krise gelernt Dramatisch sind laut Knill auch die Entwicklungen in der Schweiz. Dort habe es im zweiten Quartal bei den Auftragseingängen einen Einbruch von 20 Prozent gegeben. Die Exporte nach Italien und China seien ebenfalls deutlich rückläufig, die USA seien noch relativ stabil.
„Die Party ist nach einigen guten Jahren vorbei“, resümiert Knill. Man müsse sich auf starken Gegenwind und deutlichen Abschwung einstellen. Viele Betriebe hätten aber nach der letzten Krise gelernt, sich auf schwierige Rahmenbedingungen einzustellen. Kurzarbeit sei eine Möglichkeit, die heuer bereits zwölf Unternehmen nutzen würden. Im Vergleich dazu seien es im Vorjahr nur zwei oder drei gewesen.
„Für die heurigen Kollektivvertragsverhandlungen ist Besonnenheit und Vernunft verlangt“, richtet der Obmann in Richtung Gewerkschaft aus. Außerdem wünscht er sich, dass es in Zukunft statt eines Arbeiter- und eines Angestelltenkollektivvertrags nur noch einen Beschäftigten-KV für alle Mitarbeiter
Christian Knill Obmann FMTI
gibt. Ein einseitiges Recht auf eine Vier-Tage-Woche für Mitarbeiter schließt er aus. Wird diese aber gemeinsam beschlossen, hat er kein Problem damit. Den ZwölfStunden-Tag, wie jüngst von SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch verlangt, zurückzunehmen, bezeichnet er als „Schwachsinn“.
Konjunkturstütze „Entgegen den Schwarzmalereien von FMTI-Obmann Knill hat das WIFO erst vor wenigen Tagen bestätigt, dass sich, trotz einer gedämpften Konjunktur, die Aussichten für die österreichische Wirtschaft stabilisiert haben“, sagt der Chefverhandler der Arbeitnehmerseite, Rainer Wimmer. Auch IHS-Chef Martin Kocher sehe für Österreich keine Stagnation oder Rezession, das Wirtschaftswachstum bleibe weiterhin im Plus. Die Voraussetzungen für ordentliche Lohnabschlüsse seien also gegeben.
Gute Lohnabschlüsse seien im Sinne der Wirtschaft, bereits mehrmals habe sich gezeigt, dass der private Konsum die Konjunktur stütze, so Wimmer. „Die Rechnung ist einfach: Je mehr den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen im Börsel bleibt, umso mehr werden sie ausgeben.“Er müsse Knill leider enttäuschen: Auch dieses Jahr werde es bei den Verhandlungen zum Metaller-KV keine Zurückhaltung vonseiten der Gewerkschaften geben.
Bezeichnend sei im Übrigen, wenn Knill davon spreche, dass die Party nun zu Ende sei: „Anscheinend hat die Party vor allem in den Chefetagen und bei den Aktionären stattgefunden, denn bei Managergehältern und Gewinnausschüttungen war man nicht zurückhaltend“, so Wimmer.
„Wir gehen für den Herbst von einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung aus.“