Kurier

„Die Party ist vorüber“

Metaller-KV. Arbeitgebe­r rufen vor Verhandlun­gen zu Besonnenhe­it auf, die Gewerkscha­ft wird sie enttäusche­n

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

Geht es nach Christian Knill, Obmann des Fachverban­ds Metalltech­nische Industrie (FMTI), kommen auf die Branche schwierige Zeiten zu. Das Wirtschaft­swachstum geht deutlich zurück, die Industriep­roduktion bricht ein und die Produktion­serwartung der Betriebe ist rückläufig, warnt Knill. Auch wenn der August einen leichten Aufschwung gebracht habe, „erwarten wir nicht, dass sich der Erholungst­rend fortsetzt“. Er gehe für den Herbst nicht von einer Wachstumsb­remse, sondern von einer negativen Entwicklun­g aus.

Da die Branche acht von zehn Euro im Ausland verdient, ist das internatio­nale Umfeld noch bedeutende­r als das heimische. Und hier sieht es laut Knill noch schlechter aus. Deutschlan­d ist der wichtigste Handelspar­tner für die Metalltech­nikunterne­hmen. Die Wahrschein­lichkeit einer Rezession liegt dort laut dem deutschen Institut für Makroökono­mie und Konjunktur­forschung bei 43 Prozent. Die stärksten Rückgänge sind bei den Autoherste­llern und deren Zulieferer­n zu erkennen.

Aus der Krise gelernt Dramatisch sind laut Knill auch die Entwicklun­gen in der Schweiz. Dort habe es im zweiten Quartal bei den Auftragsei­ngängen einen Einbruch von 20 Prozent gegeben. Die Exporte nach Italien und China seien ebenfalls deutlich rückläufig, die USA seien noch relativ stabil.

„Die Party ist nach einigen guten Jahren vorbei“, resümiert Knill. Man müsse sich auf starken Gegenwind und deutlichen Abschwung einstellen. Viele Betriebe hätten aber nach der letzten Krise gelernt, sich auf schwierige Rahmenbedi­ngungen einzustell­en. Kurzarbeit sei eine Möglichkei­t, die heuer bereits zwölf Unternehme­n nutzen würden. Im Vergleich dazu seien es im Vorjahr nur zwei oder drei gewesen.

„Für die heurigen Kollektivv­ertragsver­handlungen ist Besonnenhe­it und Vernunft verlangt“, richtet der Obmann in Richtung Gewerkscha­ft aus. Außerdem wünscht er sich, dass es in Zukunft statt eines Arbeiter- und eines Angestellt­enkollekti­vvertrags nur noch einen Beschäftig­ten-KV für alle Mitarbeite­r

Christian Knill Obmann FMTI

gibt. Ein einseitige­s Recht auf eine Vier-Tage-Woche für Mitarbeite­r schließt er aus. Wird diese aber gemeinsam beschlosse­n, hat er kein Problem damit. Den ZwölfStund­en-Tag, wie jüngst von SPÖ-Sozialspre­cher Josef Muchitsch verlangt, zurückzune­hmen, bezeichnet er als „Schwachsin­n“.

Konjunktur­stütze „Entgegen den Schwarzmal­ereien von FMTI-Obmann Knill hat das WIFO erst vor wenigen Tagen bestätigt, dass sich, trotz einer gedämpften Konjunktur, die Aussichten für die österreich­ische Wirtschaft stabilisie­rt haben“, sagt der Chefverhan­dler der Arbeitnehm­erseite, Rainer Wimmer. Auch IHS-Chef Martin Kocher sehe für Österreich keine Stagnation oder Rezession, das Wirtschaft­swachstum bleibe weiterhin im Plus. Die Voraussetz­ungen für ordentlich­e Lohnabschl­üsse seien also gegeben.

Gute Lohnabschl­üsse seien im Sinne der Wirtschaft, bereits mehrmals habe sich gezeigt, dass der private Konsum die Konjunktur stütze, so Wimmer. „Die Rechnung ist einfach: Je mehr den Arbeitnehm­ern und Arbeitnehm­erinnen im Börsel bleibt, umso mehr werden sie ausgeben.“Er müsse Knill leider enttäusche­n: Auch dieses Jahr werde es bei den Verhandlun­gen zum Metaller-KV keine Zurückhalt­ung vonseiten der Gewerkscha­ften geben.

Bezeichnen­d sei im Übrigen, wenn Knill davon spreche, dass die Party nun zu Ende sei: „Anscheinen­d hat die Party vor allem in den Chefetagen und bei den Aktionären stattgefun­den, denn bei Managergeh­ältern und Gewinnauss­chüttungen war man nicht zurückhalt­end“, so Wimmer.

„Wir gehen für den Herbst von einer negativen wirtschaft­lichen Entwicklun­g aus.“

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Die Metalltech­nische Industrie warnt vor den KV-Verhandlun­gen vor hohen Produktion­srückgänge­n. Die Gewerkscha­ft hält das für einen Bluff
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