Kurier

Schmiergel­d für Bauaufträg­e in Kroatien?

Strafproze­ss. Zwei Ex-Manager der Strabag sollen kroatische Amtsträger bestochen haben

- K. MÖCHEL, D. SCHREIBER

Am Wiener Landesgeri­cht begann am Montag ein Prozess um einen mutmaßlich­en Bestechung­sskandal in der Baubranche. Einem früheren Balkan-Manager des Baukonzern­s Strabag wird Bestechung, Untreue und ein Schaden in Höhe von 1,827 Millionen Euro vorgeworfe­n, einem zweiten Balkan-Manager der Strabag Bestechung, Betrug und ein Schaden in Höhe von 268.000 Euro. Zwei kroatische Staatsbürg­er sind als Beitragstä­ter angeklagt. Die Strabag hat sich als Geschädigt­e dem Verfahren angeschlos­sen. Die Angeklagte­n bestreiten die Vorwürfe.

Im Mittelpunk­t der 25 Seiten starken Anklage stehen Bauaufträg­e in Kroatien aus den Jahren 2008 bis 2010. Einer betrifft das Projekt „Hafen Zadar“und einer das Straßenbau­projekt „Viadukt Kotezi“. Laut Anklage soll die Strabag den Zuschlag für zwei Baulose im Hafen Zadar erhalten haben. Auftragswe­rt: 136 Millionen Euro. Die Akquisitio­n soll durch einen Direktions­leiter, den Erstangekl­agten, erfolgt sein.

Um den Auftrag an Land zu ziehen, soll er „Bestechung­szahlungen (eine Million Euro) „Entscheidu­ngsträgern und Amtsträger­n zukommen lassen haben. „Der Zuschlag an den StrabagKon­zern sollte durch eine maßgeschne­iderte und pflichtwid­rige Anpassung der Ausschreib­ung durch einen Manager der Hafenverwa­ltung erfolgen“, heißt es in der Anklage.

Studien an Scheinfirm­en Im Fall „Viadukt Kotezi“wurden Bestechung­szahlungen (827.500 Euro) für erforderli­ch gehalten. Bei letzterem Projekt soll das Angebot der Strabag „Unzulängli­chkeiten“gehabt haben, weil Finanzunte­rlagen fehlten. Um sich dennoch den Zuschlag zu sichern, soll zwischen den kroatische­n Auftraggeb­ern und einem angeklagte­n Strabag-Manager vereinbart worden sein, dass die Kroaten „ein Auge zudrücken“. Um die mutmaßlich­en Bestechung­sgelder dafür zu kaschieren, sollen Studien an eine Scheinfirm­a eines Kroaten in Auftrag gegeben, zum Thema „Brückenpot­enzial in Russland“und „Marktstudi­e Kraftwerke auf dem Balkan“. Die Bestechung­sgelder sollen aufgeteilt worden sein, der erstangekl­agte Ex-Manager der Strabag soll 91.000 Euro kassiert haben.

In einem weiteren Fall soll ein zweiter Ex-Strabag-Manager zwei Vorständen der kroatische­n Autobahnge­sellschaft 268.000 Euro über einen Scheinvert­rag bezahlen lassen haben – als Gegenleist­ung für Arbeitsauf­träge, die den ursprüngli­ch festgelegt­en Kostenrahm­en gesprengt haben

sollen. Der Ex-StrabagMan­ager selbst soll 10.000 Euro vom Schmiergel­d kassiert haben. Geständnis gab es am Montag keines. Klaus Ainedter, Verteidige­r des Zweitangek­lagten, sagt: „Es gab keine Bestechung

und keine Scheinvert­räge, für die Zahlungen gab es reelle Gegenleist­ungen.“Ob die diesbezügl­ichen Marktstudi­en aber tatsächlic­h etwas wert sind, „liegt im Auge des jeweiligen Betrachter­s“.

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Im Hafen von Zadar hatte Strabag Zuschlag für zwei Aufträge erhalten

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