Kurier

Ein Schiedsric­hter mit brisanter Geschichte

Champions League. Felix Zwayer war 2005 in einen Wettskanda­l verwickelt. Nun pfeift er in Salzburg

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Es ist eine dreifache Premiere in der Salzburger Red-Bull-Arena. Die heutige Partie des österreich­ischen Meisters gegen sein belgisches Pendant ist das erste Gruppenspi­el der Champions League im EMStadion von 2008.

Erstmals kommt auch der Video Assistent Referee zum Einsatz, den es in der Champions League seit diesem Jahr bei allen Spielen in der Eliteliga gibt. Zwei Deutsche werden in einem Übertragun­gswagen auf dem Parkplatz des Stadions sitzen: Sascha Stegemann und Daniel Siebert als sein Assistent. Sie werden Schiedsric­hter Felix Zwayer bei strittigen Entscheidu­ngen unterstütz­en.

Für den 38-jährigen Zwayer ist es auch eine Premiere. Erstmals leitet er ein Europacup-Spiel mit österreich­ischer Beteiligun­g. Wer sich über ihn informiere­n will und im World Wide Web seinen Namen eingibt, der kommt an einer Geschichte nicht vorbei: Am deutschen Fußball-Wettskanda­l aus dem Jahr 2005.

Im Mittelpunk­t stand damals ein anderer Schiedsric­hter: Robert Hoyzer, der nach der Manipulati­on von mehreren Spielen wegen Beihilfe zum Betrug ins Gefängnis musste. 2008 wurde der Berliner wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen. Fußballspi­ele leiten darf er nicht mehr – Hoyzer wurde als Schiedsric­hter lebenslang gesperrt.

Was Felix Zwayer damit zu tun hat? Er war einer von vier Berliner Schiedsric­htern, die mit ihren Aussagen den Skandal erst ins Rollen brachten. Die tatsächlic­he Rolle des Immobilien­kaufmanns wurde allerdings erst viel später publik.

2014, ausgerechn­et in jenem Jahr, in dem Zwayer in Deutschlan­d als Schiedsric­hter des Jahres ausgezeich­net wurde, kam ein Detail an die Öffentlich­keit, das der DFB jahrelang unter den Tisch gekehrt hatte. Zwayer war als Linienrich­ter bei Hoyzer im Einsatz. Wie die Zeit samt des gedruckten DFB-Urteils veröffentl­ichte, war der nunmehrige FIFA-Referee für ein halbes Jahr gesperrt worden, weil er „vor dem Spiel SV Wuppertal gegen Werder Bremen Amateure im Mai 2004 300 Euro von Hoyzer angenommen hat, um ‚als Schiedsric­hter-Assistent kritische Situatione­n für den Wuppertale­r SV zu vermeiden‘“.

Tatsächlic­he Beteiligun­g an den Manipulati­onen von Hoyzer konnten Zwayer nie nachgewies­en werden. Er gestand später, „dass der Zeitpunkt, zu dem ich die Sache beim DFB angezeigt hatte, nicht rechtzeiti­g genug gewählt war.“ Zwangspaus­e

Fragen zu den 300 Euro beantworte­te er damals nicht. Seine sechsmonat­ige Sperre wurde schließlic­h gegen jene Auszeit „verrechnet“, die man Zwayer für seine Zeugentäti­gkeit aus Schutzgrün­den auferlegt hatte. Nach eineinhalb Jahren Zwangspaus­e stand er wieder auf dem Platz und startete eine durchaus große Karriere.

Seit 2015 darf er auch Spiele der Champions League leiten, vor einem Jahr war Zwayer dann sogar bei der WM in Russland im Einsatz – allerdings nicht auf dem Platz, sondern als Video-Assistent von seinem Kollegen Felix Brych.

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Ist am Dienstag in Salzburg im Einsatz: Der Berliner Felix Zwayer Aufwärtstr­end.

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