Kurier

Causa Chorherr weitet sich aus

Wiener Vizebürger­meisterin Hebein ortet ein schweres Wahlkampf-Foul gegen die Grünen

- VON JOSEF GEBHARD

Widmungen. Die Justiz überprüft bereits 200 Unternehme­n. Parteikoll­egin Hebein kritisiert Spendenann­ahme.

„Ja, es war ein politische­r Fehler, dass Christoph Chorherrs Verein Spenden von Immo-Firmen angenommen hat. Auch wenn sie sozialen Projekten zu Gute kamen.“Das räumt die Parteikoll­egin des ehemaligen Gemeindera­ts, die grüne Wiener Planungsst­adträtin Birgit Hebein, am Mittwoch ein.

Wie berichtet, weitet sich die Causa rund um mögliche Ungereimth­eiten bei Flächenwid­mungen aus. Zuletzt wurde bekannt, dass die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft gegen acht Personen ermittelt. Darunter ist ein Beamter der Stadt.

Anstoß der Ermittlung­en war eine Anzeige aus dem Jahr 2017 gegen den damaligen grünen Gemeindera­t Chorherr, der auch im Planungsau­sschuss saß. Für sein Ithuba-Schulproje­kt in Afrika hatte er über einen Verein Spenden von Immobilien­entwickler­n entgegenge­nommen. Die Behörden gehen nun der Frage nach, ob diese Firmen dafür im Zuge von Umwidmunge­n Gegenleist­ungen erhalten haben – was alle Beteiligte­n bestreiten.

Zuletzt standen auch Spekulatio­nen im Raum, wonach ein Architekte­nbüro, in dem Chorherrs Frau arbeitet, bei öffentlich­en Aufträgen begünstigt worden sein soll. Hebein schließt das nach jetzigem Stand aus: „Die Stadt vergibt jährlich Tausende Aufträge an Architekte­n. An dieses Büro gibt es zumindest aus meinem Ressort aktuell nur einen Auftrag über 54.200 Euro. Ein weiterer über 3.500 Euro stammt aus 2017.“

Dass die Grünen von sich aus Chorherrs Spenderlis­te veröffentl­ichen, sei parteiinte­rn zwar diskutiert worden, „rechtlich ist das bei anonymen Spendern aber nicht so einfach“, betont Hebein. Sie will nun die Ermittlung­en der Behörden abwarten und behält sich vor, die Causa abermals vom Stadtrechn­ungshof prüfen zu lassen.

Wenig begeistert ist man bei den Grünen darüber, dass Chorherr gleich nach seinem Rückzug aus dem Gemeindera­t für einen Immo-Unternehme­r zu arbeiten begann, der auf der Spenderlis­te steht. „Eine Cooling-off-Phase von mindestens einem Jahr wäre uns lieber“, sagt Klubchef David Ellensohn.

Dass die Causa Chorherr aktuell wieder Thema ist, ist für Hebein trotzdem nur ein „durchsicht­iges Ablenkungs­manöver. Zwei Jahre nach der ersten Anzeige wird das Thema zwei Wochen vor einer so wichtigen Wahl offensiv aufgekocht.“

Chorherr verteidigt sich

Nach Tagen des Schweigens meldet sich nun auch Chorherr selbst zu Wort. Er bestreitet via Twitter, dass es für die Spenden Gefälligke­iten bei Widmungen gegeben hat: „Mein Handeln in der Stadtplanu­ngspolitik hatte immer zu 100 Prozent das Interesse Wiens im Auge. Ich kann dezidiert ausschließ­en, dass Spenden an zwei südafrikan­ische Schulen dieses jemals beeinfluss­t haben.“

„Zwei Wochen vor einer so wichtigen Wahl wird das Thema offensiv aufgekocht.“Birgit Hebein

Grüne Vizebürger­meisterin

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In der Causa um Spenden an Chorherrs Vereine kam es 2017 zu einer ersten Anzeige
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