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Geteilte Pensionsze­iten: Eine Frage der Fairness

- VON CHRISTIAN BÖHMER christian.boehmer@kurier.at / Twitter: @CHBOEHMER

Wissen Sie, was Pensionssp­litting ist? Nein? Dann sind Sie in vortreffli­cher Gesellscha­ft: Vor mehr als 14 Jahren eingeführt, ist das Modell noch immer so unbekannt, dass es nur von einem verschwind­enden Bruchteil der Jung-Eltern wahrgenomm­en wird: Gerade einmal 412 Paare waren es im Vorjahr – bei 84.425 Geburten insgesamt.

Dabei ist das Prinzip des Splittings denkbar einfach: In der Karenz kann der arbeitende Partner einen Teil seiner gesammelte­n Pensionsmo­nate an jenen Partner abtreten, der sich um das oder die Kinder kümmert.

Die Volksparte­i hat nun vorgeschla­gen, dieses freiwillig­e Modell in einen Automatism­us umzuwandel­n.

SPÖ und Neos lehnen die Idee brüsk ab, die Freiheitli­chen tadeln den Vorstoß gar als ineffizien­te „Zwangsverp­flichtung“. Unterm Strich wäre das automatisc­he Aufteilen der Pensionsmo­nate aber ein Schritt in die richtige Richtung. Denn wer sich ein wenig mit den Karriereve­rläufen der arbeitende­n Menschen in Österreich beschäftig­t, weiß: Es sind mehrheitli­ch die Frauen, die nach der Karenz in Teilzeit gehen, damit der Familienal­ltag zwischen Job, Kindergart­en, Schule, Hort etc. gelingt. Und es sind mehrheitli­ch die Frauen, die am Ende ihres Arbeitsleb­ens mitunter entsetzt feststelle­n müssen, dass ihr Teilzeitjo­b viel zu wenig für ihr Pensionsko­nto gebracht hat, um später eine Pension zu ermögliche­n, die sie nicht als Hohn empfinden.

Solang Frauen und Männer nicht gleich viel verdienen und damit auch gleich viel auf ihr Pensionsko­nto einzahlen können, ist das automatisc­he Pensionssp­litting keine Frage des Zwanges. Es ist vor allem eine Frage der Fairness.

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