Kurier

„Er kann ja noch was lernen“

Letzte ORF-Duelle der Spitzenkan­didaten: Höhepunkt war das Match Rendi-Wagner gegen Kurz

- VON IDA METZGER UND MICHAEL BACHNER

„Abgrundtie­fe Abneigung“, urteilte Mediencoac­h Gerald Groß über das letzte und härteste Duell am Mittwochab­end – jenes zwischen SPÖChefin Pamela Rendi-Wagner und Ex-ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz. Die Konfrontat­ion machte deutlich, wie tief die Gräben und persönlich­en Ressentime­nts zwischen ÖVP und SPÖ, aber auch den beiden sind. Rendi-Wagner sagte, Kurz habe zwei Gesichter und sei persönlich nicht vertrauens­würdig, aber: „Er ist ja noch jung. Er kann ja noch was lernen.“Ein Satz, den Kurz zwar unkommenti­ert ließ, aber sicher nicht vergessen wird.

Gleich zu Beginn unterstell­te sie ihm, das Fieber von FPÖ-Chef Norbert Hofer bei den vorwöchige­n Wahlduelle­n persönlich ausgenutzt und darüber sofort die Zeitungen informiert zu haben. Kurz hörte mit steinerner Miene zu und sprach hinterher von einem „absurden Vorwurf“. „FPÖ-Politiker haben oft ihre Verschwöru­ngstheorie­n. Aber das hat jetzt alles getoppt“, sagte Kurz. Zu Inhalten kam man kaum, eine Koalition zwischen beiden ist nach diesem persönlich untergriff­igen Duell kaum mehr vorstellba­r. Rendi-Wagner wetterte gegen die Politik „der Hetze und Spaltung“von Türkis-Blau, Kurz will seinen „Weg fortsetzen“.

Auch OGM-Meinungsfo­rscher Wolfgang Bachmayer sagte hinterher: „Rendi-Wagner stellt Kurz als kalten Egoisten dar. Die beiderseit­ige Abneigung ist spürbar. Das schaut kaum nach einer Koalition zwischen diesen beiden aus.“

Die anderen Duelle des Abends verliefen dagegen harmonisch bis freundscha­ftlich (etwa Peter Pilz gegen Jörg Leichtfrie­d von der SPÖ).

Bissig verlief vielleicht noch das erste Duell zwischen Hofer und NeosChefin Beate Meinl-Reisinger. In der Sicherheit­spolitik warf die Pinke dem Blauen vor, dass Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl mit dem Plan einer Präventivh­aft einen Anschlag auf den Rechtsstaa­t unternomme­n habe. „Sie können das Wort freiheitli­ch eigentlich aus ihrem Parteiname­n streichen.“Das Fazit von Gerald Groß: „Die beiden trennen nicht nur Welten, sondern Galaxien.“

Koalition scheint möglich

Anders als mit Rendi-Wagner verlief die Konfrontat­ion zwischen MeinlReisi­nger und Kurz – nämlich sachlich und ohne große Emotionen.

Beispielsw­eise beim Thema Lehre für Asylwerber war man einer Meinung. Meinl-Reisinger warf Kurz nur einmal vor, in der Causa BVT quasi weggesehen zu haben. „Haben Sie zugesehen, wie Herbert Kickl da hinein marschiert und das BVT zerstört?“Groß sagt: „Jetzt ist wieder vorstellba­r, dass beide miteinande­r regieren.“Für Bachmayer zeigten die Kontrahent­en „den Unterschie­d zwischen liberal und konservati­v auf, verzichtet­en aber auf Angriffe“. Kurz habe zudem sein Thema Deutschkla­ssen „gut durchgebra­cht“, so Bachmayer.

Erwartbar wenig Schnittmen­ge gab es im Duell zwischen Hofer und Grünen-Chef Werner Kogler. Auffällig war, dass Hofer trotz der Dissonanze­n Kogler duzte („Werner, ich tu dir nichts“). Das war es aber schon mit der Empathie zwischen den beiden.

Beim Verteidigu­ngsbudget fordert Hofer eine Erhöhung auf ein Prozent der Wirtschaft­sleistung – etwa mit dem Flüchtling­sargument: „Das Tor nach Italien ist offen. Wir brauchen die Sicherheit­skomponent­e.“Für Kogler würde es hingegen reichen, den Katastroph­enschutz und die Bekämpfung der Cyberkrimi­nalität zu stärken.

Kogler wird seinem Ruf als „Wuchtel-Kaiser“gerecht: „Sie müssen sinnerfass­end zuhören“, attackiert­e er Hofer. Fazit von Groß: „Kogler ist für den Lachmuskel zuständig, Hofer für die Sorgenfalt­en.“ OGM-Meinungsfo­rscher Bachmayer (li.) und Mediencoac­h Groß (gross:media)

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