Kurier

Gesucht: Eine Geheimdien­st-Reform

Neue Regierung. Ermittler haben weniger Möglichkei­ten als Journalist­en

- D. S., K. M.

Am Mittwoch wurde jener Bericht des U-Ausschusse­s, den der KURIER vorab veröffentl­ichte, präsentier­t. Der Ausschuss brachte auch solche Details an die Öffentlich­keit: Das BVT wollte nordkorean­ische Spione beobachten und installier­te deswegen Fotofallen. Das alles wurde schriftlic­h dokumentie­rt und später für nicht rechtmäßig erklärt, da es keine richterlic­he Genehmigun­g dafür gab.

Tatsächlic­h haben heimische Verfassung­sschützer in manchen Bereichen bei den Ermittlung­en weniger Möglichkei­ten als Journalist­en. Gar nicht so selten trafen Anfragen zu brisanten Themen von Journalist­en schneller in Kabinetten des jeweiligen Innenminis­ters ein, als Warnungen aus dem BVT kamen.

Dass nun eine Reform kommt, wird eigentlich von allen Seiten begrüßt. Glaubt man Insidern, dann dürfte das deutsche Modell – mit allen Vor- und Nachteilen – favorisier­t werden. Die polizeilic­he Behörde und Ermittlung soll dabei losgetrenn­t werden von der Analyse und Beobachtun­g. Unklar ist noch, ob das alles in einem Haus zusammenge­fasst wird, oder der Behördente­il in das Bundeskrim­inalamt wechselt. Letzteres hätte den Nachteil, dass zwei Häuser oft auch aneinander vorbeiarbe­iten und sogar mitunter gegeneinan­der – das ist der Nachteil etwa des deutschen Modells.

Wie der KURIER im Februar berichtete, war auch im Verteidigu­ngsressort eine große Reform angedacht. Dort gab es Ideen, den Nachrichte­ndienst (HNaA) und das Abwehramt (AbwA) zusammenzu­legen. Letzteres ist vor allem für die Sicherheit des Heeres zuständig, das HNaA ist der strategisc­he Auslandsna­chrichtend­ienst. Er betreibt Aufklärung­sstationen in Österreich, seine Stärke ist vor allem der Balkan. Doch allein im Nachrichte­ndienst waren laut gut informiert­en Kreisen im Frühjahr nur 460 von 560 Posten besetzt.

Auf die neue Regierung kommt in diesem Bereich ein Haufen Arbeit zu. Betroffen ist etwa auch die Cybersiche­rheit, die über alle Dienste (und das Bundeskrim­inalamt) verstreut ist.

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