Sparer hatten dieses Mal recht
Im Finanzjahr 2018 gab’s fast nur Verlierer. Die „sichere Bank“war da nicht die dümmste Wahl
Manchmal macht sich Sturheit bezahlt. Denn, Nullzinsen und Wertverlust hin oder her: Obwohl sie oft dafür gescholten werden, halten die Österreicher beharrlich am Sparbuch und an Bankeinlagen fest, wenn es darum geht, ihr Vermögen zu veranlagen. Eigentlich ist das der sichere Weg, um (Kaufkraft) zu verlieren. Beim aktuellen Zinsumfeld ist es praktisch unmöglich, die Teuerungsrate zu verdienen.
So auch im Vorjahr. Dennoch war der Verzicht auf höhere Renditen rückwirkend betrachtet nicht die schlechteste Entscheidung. Zumindest in diesem einen Jahr: 2018 war nämlich wegen der Unsicherheiten durch den Handelsstreit, Brexit und steigende Zinsen in Teilen der Welt ein katastrophales Finanzjahr.
Während die Aktienkurse global um 12 Prozent nachgaben, blieben Spareinlagen die „sichere Bank“, wie der Allianz-Vermögensreport zeigt.
Zwar legte das Geldvermögen österreichischer Haushalte nur um ein bescheidenes Prozent zu. „Das schwächste Wachstum in den letzten sieben Jahren“, kommentiert Martin Bruckner, Investment-Chef der Allianz. „Aber die Österreicher zählten immerhin zu den wenigen europäischen Sparern, die überhaupt einen Zuwachs erzielen konnten.“
Das Geldvermögen umfasst Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds – Immobilienbesitz ist nicht inkludiert.
„Ultra-vorsichtig“
Dem Ruf als „ultra-vorsichtige Anleger“wurden die Österreicher mehr als gerecht: 90 Prozent der frisch anzulegenden Gelder flossen auf Bankeinlagen, die mit 4,9 Prozent stark stiegen. Wertpapiere und Investmentfonds sowie Versicherungen und Pensionen gingen um 2,7 Prozent bzw. 0,9 Prozent zurück.
Netto, also unter Abzug der Schulden, erhöhte sich das Geldvermögen in Österreich um 0,3 Prozent. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der vergangenen sieben Jahre betrug das Plus 3,8 Prozent. Pro Kopf und Nase verfügen Herr oder Frau Österreicher im Durchschnitt über ein Geldvermögen von netto 53.981 Euro. Das ergibt Platz 16 unter den reichsten Ländern. An der Spitze liegen die USA mit 184.411 Euro Pro-Kopf-Nettovermögen (Tabelle). Für diesen hohen Wert sind freilich primär die Superreichen verantwortlich, die den USSchnitt nach oben verzerren. Wählt man das Vermögen des „typischen“US-Bürgers, der in der Mitte der Verteilung liegt (Median), fällt der US-Wert unter 30.000 Dollar. Das ist nur noch Platz 13 (Österreich liegt hierbei auf Platz 17). Österreich und die Niederlande sind die einzigen Euro-Länder, die sich seit der Jahrtausendwende im Vermögensranking leicht verbesserten. Italien, Großbritannien und Frankreich sind kräftig abgerutscht. Die großen Aufsteiger waren Singapur, Taiwan, Schweden und Südkorea.
Sind die Vermögen immer ungleicher verteilt? Für Indien, Russland, Schweiz, USA, aber auch China oder Griechenland, stimmt das; dort ist die Schere zwischen Mittelstand und Superreichen seit 2000 aufgegangen. In Österreich und Deutschland ist die Lage unverändert bzw. hat sich die Kluft sogar etwas verringert.
China verliert stark
Das gesamte Geldvermögen der privaten Haushalte in den 53 Ländern beziffert der Vermögensbericht mit 172,5 Billionen Euro (–0,1 Prozent). 2018 war ein historisch schlechtes Jahr: Das Brutto-Geldvermögen der aufstrebenden Schwellenländer ging zum allerersten Mal seit 2000 zurück (–0,4 Prozent). In China war das Minus besonders groß (–3,4 Prozent). Für die reichen Industriestaaten gab es nach 2002 und 2008 das dritte Verlustjahr. „Wenn die Globalisierung rückabgewickelt wird, gibt es keine Gewinner“, so das Fazit der Allianz-Ökonomen.