Kurier

Bund und Länder haben eine schlechte Zahlungsmo­ral

Offener Rechnungen. Die öffentlich­e Hand spielt beim Bezahlen von Aufträgen anscheinen­d ihre Machtposit­ion aus.

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

Österreich­s Unternehme­n geht es gut, obwohl die ersten Vorboten eine Eintrübung der Konjunktur ankündigen. Brexit, Strafzölle Trumps und andere Risiken haben auch hierzuland­e die „Investitio­nsfreude“der Unternehme­r leicht verringert. Doch die Zahlungsmo­ral ist noch immer gut. Das ergibt eine Umfrage des KSV1870 unter tausend Unternehme­n. Nur ein Fünftel der Unternehme­n begleicht seine Rechnungen verspätet. Das Gros zahlt innerhalb von 29 Tagen.

Indes zahlen Private ihre Rechnungen innerhalb von 15 Tagen, das ist eine Verbesseru­ng um zwei Tage im Vergleich zum Vorjahr. Für Unternehme­n können säumige Kunden aber mitunter große Probleme bereiten. Im Schnitt verliert eine Firma 1,7 Prozent des Jahresumsa­tzes durch Forderungs­verluste. „Der Forderungs­verlust ist vor allem für kleine Unternehme­n problemati­sch“, sagt KSV1870-Chef RicardoJos­e Vybiral. Denn das Gros (88 Prozent) der Zahlungsau­sfälle beträgt im Schnitt bis 50.000 Euro.

„Es werden nach unserer Hochrechnu­ng jährlich rund 1,9 Millionen Rechnungen in Höhe von 1,35 Milliarden Euro nicht bezahlt“, sagt KSV1870-Experte Walter Koch.

39 Tage Verzug

Ein schlechtes Zeugnis stellt Vybiral der Zahlungsmo­ral der öffentlich­en Hand aus. Offenbar nutzen Bund und Länder ihre Machtposit­ion beim Zahlen mit Verspätung aus. Das glaubt die Hälfte der Unternehme­r. Denn welcher Betrieb kann es sich leisten, die öffentlich­e Hand als Auftraggeb­er abzulehnen.

Obwohl das gesetzlich­e Zahlungszi­el 30 Tage beträgt, zahlen sechs Bundesländ­er erst nach 38 bzw. 39 Tagen (siehe Grafik). Bei den Gemeinden fällt nur Wien aus der Rolle. Die Stadt zahlt ihre Rechnungen erst nach 34 Tagen. Zum Vergleich: Tiroler Gemeinden begleichen diese binnen 24 Tagen. Traurig ist die Ursachenfo­rschung: 53 Prozent der Firmen hat das Rechnungsw­esen nicht im Griff, die Verwaltung ist ineffizien­t. Mehr als 40 Prozent zahlt nicht pünktlich, weil das Geld knapp oder die geschäftli­cher Macht groß ist. Und ein Drittel hat es sich zur Firmenphil­osophie gemacht, Rechnungen erst nach der zweiten Mahnung zu begleichen.

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