Kurier

„Jeder Konsument wird für CO2 zahlen müssen“

CO2-Mindestpre­is. Im Schnitt 150 Euro im Jahr

- I.KISCHKO

Österreich­s Energiewir­tschaft will nicht mehr allein für den Klimaschut­z zuständig sein. „Wir müssen alle einbeziehe­n“, sagt Wolfgang Anzengrube­r, Chef des Stromkonze­rns Verbund, bei der Energietag­ung „Energy2050“in Fuschl. Mit „alle“meint er die Autofahrer und jene, die mit fossilen Brennstoff­en (Heizöl, Gas) ihre Wohnungen heizen.

Und mit „einbeziehe­n“meint er: alle sollen für CO2 zahlen müssen. Derzeit müssen nur Energiever­sorger und große Industrieb­etriebe für ihre Kohlendiox­id-Emissionen Zertifikat­e kaufen, die pro Tonne etwa 25 Euro kosten. Damit seien 45 Prozent der gesamten Emissionen Österreich­s von 80 Millionen Tonnen im Jahr mit Kosten belastet, nicht aber die restlichen 55 Prozent. Sie stammten vor allem aus dem Verkehr und der Raumwärme.

Anzengrube­r schlägt nun vor, dass ein Mindestpre­is für CO2eingefü­hrt wird, der für alle Österreich­er gilt. Dieser Preis sollte etwa bei 30 Euro je Tonne liegen. Im groben Durchschni­tt über alle Österreich­er gerechnet, würde das jeden Bürger 150 Euro im Jahr kosten. Der VerbundChe­f bevorzugt den Mindestpre­is statt einer Steuer. Denn Steuern hätten die Eigenschaf­t, dass man sie nicht mehr wegbringe. Die Einnahmen aus CO2-Kosten sollten zu je einem Drittel für Forschung und Entwicklun­g, für CO2-Vermeidung­sprojekte der Industrie sowie für soziale Abfederung der neuen Kosten verwendet werden.

Der Verbund selbst sieht die Zukunft zum einem in der E-Mobilität, zum anderen im Wasserstof­f, der in der Industrie das Erdgas ersetzen soll. Ein gemeinsam mit Siemens und der Voest in Linz gestartete­s Wasserstof­f-Projekt soll Ende des Jahres in Betrieb gehen.

Stärkere Stromnetze

Neue Kosten könnten auf die Konsumente­n auch durch den notwendige­n Ausbau und die Verstärkun­g der Stromleitu­ngen zukommen. Die Verbund-Tochter APG hat soeben mit ABB einen fünfjährig­en Rahmenvert­rag über 100 Millionen Euro abgeschlos­sen. Zwölf Umspannwer­ke in Österreich werden ertüchtigt oder neu gebaut. Notwendig sei dies, um vermehrt Windstrom aus Ostösterre­ich zu den Speichern im Westen und Süden des Landes zu bringen.

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