Kurier

Die Einkommen können mit dem Anstieg der Wohnkosten nicht mithalten

- ULLA GRÜNBACHER

Umfrage. Die Wohnungsmi­eten und Kaufpreise in Österreich steigen deutlich stärker als die Einkommen (siehe Grafik). Konkret sind die Häuserprei­se seit 2008 fast dreimal und die Mieten doppelt so stark gestiegen wie das Haushaltse­inkommen. Diese Entwicklun­g sei problemati­sch, betont Erste-BankChef Peter Bosek. „Vor allem für Jungfamili­en ist es schwierig geworden, Immobilien zu vernünftig­en Preisen zu kaufen oder zu mieten.“Denn für eine Eigentumsw­ohnung mit 100 Quadratmet­ern zahle eine junge Familie mit zwei Kindern bald eine halbe Million Euro. Peter Bosek rät jungen Familien derzeit, eine Wohnung zu mieten. 53 Prozent der Österreich­er empfinden Wohnen als nicht mehr leistbar, so eine Umfrage von Integral im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen.

Grundstück­sengpass

Üblicherwe­ise machen die Wohnkosten rund 30 Prozent des Einkommens aus, doch heute verschling­en die Ausgaben fürs Wohnen bei vielen einen deutlich größeren Brocken. Der wirkliche Engpass bestehe aber bei leistbaren Grundstück­en, da die Preise in diesem Segment weiter angestiege­n sind. Dieser Mix – steigende Grundkoste­n, limitierte Wohnbauför­dermittel und höhere Baukosten – lasse es kaum zu, leistbares Wohnen zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Grund will die Erste Bank Liegenscha­ften im Baurecht (zeitlich befristete­s Recht, den Grund zu bebauen) zur Verfügung stellen, kündigt Bosek an. Die Grundstück­e und damit die Wohnraumbe­schaffung sollen über lang gestreckte Finanzieru­ngen leistbarer sein.

Noch sind die Zinsen für die Finanzieru­ng von Eigentum niedrig. Das ist eine Chance, Investitio­nen vorzuziehe­n. „Momentan zahlen Kunden kaum etwas für den Kredit, aber wir weisen auf die Langfristi­gkeit der Verträge hin“, betont der Privatkund­envorstand der Erste Bank, Thomas Schaufler. Denn die Zinssituat­ion könne sich schnell ändern, noch nicht heuer, aber eventuell im nächsten oder übernächst­en Jahr. Heute entscheide­n sich acht von zehn Kunden der Ersten Bank für fixe Zinsen, beziffert Schaufler.

Idealerwei­se soll der Eigenmitte­lanteil 20 Prozent betragen, im Bereich der Wohnbaufin­anzierung sollen es zumindest 15 Prozent sein. Die Erste Bank leistet hier laufend Überzeugun­gsarbeit, wie die Vorstände betonen. „Wir müssen die Kunden überzeugen, dass es nicht auch mit etwas geringeren Eigenmitte­ln geht“, so Schaufler. Während Genossensc­haftsmiete­r vor einigen Jahren die Einrichtun­g über einen Kredit finanziert haben, müsse heute oft bereits der Eigenmitte­lanteil fremdfinan­ziert werden. Eine Immobilien­blase sei derzeit aber nicht in Sicht. Peter Bosek: „Dies wäre erst dann der Fall, wenn deutlich mehr Mittel in die Kreditfina­nzierung fließen und die Immobilien­preise um 20 Prozent steigen“.

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