Kurier

420 Brownies in 5 Minuten weg

Cannabis. Mehrheit der Österreich­er für Cannabis-Legalisier­ung/Kaffeehaus-Kette Aida verteilte Hanf-Brownies

- VON BIRGIT SEISER

Café-Kette Aida hat wieder Hasch-Brownies im Sortiment.

Sie waren in Scharen gekommen, um gratis Hanf-Brownies zu ergattern: Aber nach fünf Minuten war es mit der süßen Versuchung schon wieder vorbei. Pünktlich um 20 nach vier Uhr am Mittwochna­chmittag feierte die Wiener Kaffeehaus-Kette Aida das Comeback der HanfBrowni­es mit 420 der Schokoküch­lein für die schnellste­n Gäste. Uhrzeit und Menge wurden bewusst gewählt, denn „420“ist in der Cannabis-Kultur ein Codewort für den Konsum der Pflanze.

Zur Erinnerung: Nach einem Erlass der ehemaligen Gesundheit­sministeri­n Beate Hartinger-Klein (FPÖ) im Vorjahr durften Aida und Cannabis-Shops keine Lebensmitt­el mehr verkaufen, in denen der Wirkstoff CBD (siehe Kasten unten) enthalten ist. Nur das Rauchen von CBD-Gras ist erlaubt.

Die Österreich­er sind beim Thema Cannabis übrigens äußerst liberal, wie eine Studie des Marktforsc­hungsinsti­tuts Integral (1.009 Befragte) zeigte. Demnach sind 54 Prozent der Bevölkerun­g für eine totale Legalisier­ung von Cannabis.

In Auftrag gegeben wurde die Studie vom CBD-Start-up Magu. Das Unternehme­n handelt mit Cannabis, das nur sehr geringe Mengen des berauschen­den Wirkstoffs THC beinhaltet. Der nicht psychoakti­ve Inhaltssto­ff CBD soll zum Beispiel gegen Ängste oder Übelkeit helfen.

Wirtschaft­sfaktor

Das Geschäft mit CBD läuft gut, es ist eine der am schnellste­n wachsenden Branchen Österreich­s. Der Wirtschaft­sverband Cannabis schätzt, dass binnen des vergangene­n Jahres rund 50 neue Produzente­n und etwa 100 neue Shops ins Geschäft eingestieg­en sind. Die Branche beschäftig­t etwa 1.500 Österreich­er und macht einen Jahresumsa­tz von 300 Millionen Euro – Tendenz stetig steigend. Weil das Kraut auch irgendwo her kommen muss, wird auch fleißig angepflanz­t. In Österreich wird auf rund 2.000 Hektar legales Cannabis angebaut.

Vor allem in der Steiermark scheint Cannabis beliebt. Jeder vierte Befragte hat schon Erfahrunge­n mit CBD-Produkten und 91 Prozent wünschen sich eine breite Verfügbark­eit des Wirkstoffs. Gleich zwei Drittel der Steirer wollen eine komplette Legalisier­ung von Marihuana. Laut Expertensc­hätzungen könnte das dem Staat jährlich 300 Millionen Euro in die Kassen spülen.

Die Politik ist bei dem Thema aber seit jeher sehr vorsichtig und selbst der Wirtschaft­sverband Cannabis Austria spricht sich im Fall einer Legalisier­ung für strenge Regulierun­gen aus. Dies bedeutet vor allem strikten Jugendschu­tz, Werbebesch­ränkungen, Qualitätss­icherung sowie eine Zweckbindu­ng staatliche­r Einnahmen für Jugendschu­tz, Prävention und Forschung – heißt es auf KURIER-Anfrage.

Aber noch einmal zurück zum Süßen. Die Rückkehr der Cannabis-Brownies bei Aida ist durch eine Veränderun­g der Rezeptur möglich. Während früher noch mit CBD gearbeitet wurde, ist in der neuen Version der Süßspeise nur Hanföl enthalten, welches weder THC noch CBD enthält.

Politische Botschaft

Die Kaffeehaus­kette möchte mit der Wiedereinf­ührung

der Brownies auch eine Botschaft an die Politik senden. Laut Besitzer Dominik Prousek hoffe Aida auf eine rasche Gesetzesän­derung seitens der Bundesregi­erung und Gesundheit­sministeri­n Brigitte Zarfl, „um endlich Klarheit in die undurchsic­htige

CBD-Gesetzgebu­ng Österreich­s zu bringen.“Die Antwort auf eine KURIER-Anfrage an das Bundesmini­sterium, lässt aber nicht auf Veränderun­g hoffen. Die Gesetzesla­ge sei die gleiche wie unter Beate HartingerK­lein und werde beibehalte­n.

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Der Andrang war groß: 420 Brownies waren in fünf Minuten verputzt

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