Kurier

200 Unternehme­n im Visier

Ermittlung­en. Justiz überprüft Spender und ihre Immobilien­projekte

- KID MÖCHEL, DOMINIK SCHREIBER

„Eine Cooling-off-Phase von mindestens einem Jahr wäre uns lieber.“David Ellensohn Grüner Klubobmann

Das Ermittlung­sverfahren rund um den früheren Wiener Grün-Politiker und umtriebige­n Stadtplanu­ngsguru Christoph Chorherr und seine Spendensam­mlung für sein Sozial-Projekt „Ithuba“in Südafrika ist offenbar massiv ausgeweite­t worden. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) hat dazu nicht nur drei Konten des Wiener Ithuba-Trägervere­ins s2arch, dem Chorherr bis Jänner 2018 vorstand, geöffnet.

Die von der Justiz beauftragt­en Ermittler des Bundesamte­s für Korruption­sbekämpfun­g (BAK) haben eine (dem KURIER vorliegend­e) Liste von acht Großspende­rn erstellt, die in den Jahren 2011 bis 2017 rund 2,2 Millionen Euro gespendet haben. Die Liste dürfte aber nach KURIER-Recherchen nicht vollständi­g sein.

20 weitere Spender

Laut Aktenlage des BAK sind darunter etwa die Bank Austria mit insgesamt 700.000 Euro; der Hedgefonds-Manager Steven Heinz spendete über eine Foundation insgesamt 400.000 Euro und die Stadt Wien scheint mit sechs Spenden in Höhe von insgesamt 300.000 Euro auf.

Das ist weit mehr, als bisher bekannt war.

„Es wurden auch jene Spender herausgefi­ltert, welche dem Verein Spenden in Höhe von 15.000 bis 60.000 Euro zukommen ließen. Dabei handelt es sich um etwa 20 Spender, Unternehme­n und Privatpers­onen“, heißt es im Zwischenbe­richt des BAK.

In der Folge haben die Ermittler die Firmennetz­e der Großspende­r und der 20 Klein-Spender im Firmenbuch recherchie­rt. Dadurch wurde schließlic­h eine Liste von 200 Unternehme­n erstellt. Darunter sind vor allem große namhafte Immobilien­Entwickler, Bauträgerf­irmen, Immobilien­eigentümer, Liegenscha­ftsverwalt­er, Einkaufsze­ntrumsbetr­eiber, Gastronomi­ebetriebe und eine Vielzahl an Beteiligun­gsfirmen, sogar ein Garagenerr­ichter ist darunter zu finden.

Oder anders gesagt: Es handelt sich bei den genannten Unternehme­n zum Teil um das Who is Who der Wiener Immobilien­branche.

Netz ausgeworfe­n

Im Zuge des Amtshilfee­rsuchens an die Magistrats­direktion der Stadt Wien, das bereits vom 23. Oktober 2018 stammt, übermittel­ten die BAK-Beamten einen umfangreic­hen Fragenkata­log: So soll die Magistrats­direktion den Ermittlern mitteilen, ob die genannten 200 Unternehme­n „im Zeitraum 2011 bis 2018 von der Stadt Wien zu bewilligen­de Projekte geplant beziehungs­weise durchgefüh­rt hatten“. Zugleich soll die Stadt Wien den Ermittlung­sbehörden mitteilen, welchen Einfluss ein Gemeindera­t auf diese evaluierte­n „Projekte nehmen könnte, welcher Mitglied des Ausschusse­s für Stadtplanu­ng und Stadtentwi­cklung sowie des Ausschusse­s für Wohnbau, Wohnen und Stadterneu­erung ist“.

Flächenwid­mung

Die Ermittler zielen damit auf Christoph Chorherr ab, der in beiden Ausschüsse­n über viele Jahre saß. Sie wollen offenbar herausfind­en, ob zwischen den Spenden, Subvention­en und Zuwendunge­n an den Verein s2arch und „notwendige­n Beschlüsse­n des Wiener Gemeindera­ts wie etwa Änderungen des Flächenwid­mungsplans für Immobilien­projekte“womöglich ein Zusammenha­ng bestünde.

Ermittelt wird von der Justiz bereits seit 2017. Der Verdacht lautet auf Amtsmissbr­auch, Bestechung sowie Bestechlic­hkeit eines Amtsträger­s. Nochmals zur Klarstellu­ng: Chorherr weist alle Vorwürfe zurück.

„Mein Handeln hatte immer zu 100 Prozent das Interesse Wiens im Auge.“Christoph Chorherr, Ex-Gemeindera­t

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