Kurier

Staudinger will keine Steuern mehr zahlen

Vorbild Web-Riesen. Schuherzeu­ger wehrt sich gegen die Ungleichbe­handlung: Neues Paket-Gesetz steht vor Beschluss.

- VON JÜRGEN ZAHRL

Als „riesige Sauerei“bezeichnet der Waldviertl­er Schuherzeu­ger Heini Staudinger aus Schrems die steuerscho­nenden Tricks der Online-Giganten wie Amazon, eBay oder Alibaba. Weil für Pakete aus Drittstaat­en bis 22 Euro Gesamtwert keine Einfuhrums­atzsteuer bezahlt werden muss, umgehen offenbar viele Internetko­nzerne eine korrekte Steuerabga­be.

Jetzt will auch Staudinger für Online-Bestellung­en in seinem „Gasthaus zur Sonne“ab Donnerstag keine Mehrwertst­euer mehr abführen – solange, bis für Web-Riesen in Österreich die gleichen Gesetze gelten wie für heimische klein- und mittelstän­dische Betriebe.

„Bei den meisten Onlinebest­ellungen liegt der Wert unter 22 Euro. Während etwa Buchhandlu­ngen in unseren Orten zugrunde gehen, zahlen Internet-Händler so gut Konflikte mit Behörden sind für den Schuherzeu­ger nicht neu

wie keine Steuern und verdienen Milliarden“, sagt Staudinger. Er ärgert sich über das „fehlende Mindestmaß an Gerechtigk­eit“. Gleichzeit­ig hätten die Behörden keine Kontrollmö­glichkeite­n.

Gea-Baba

Um dieses Ungleichge­wicht aufzuzeige­n, hat er sich eine provokante Initiative überlegt: Vor seinem Gasthaus sollen Gäste mithilfe eines Laptops und der eigens dafür gestaltete­n Webseite „Gea-Baba“Speisen und Getränke bestellen können. „Bis 21,99 Euro pro Person werden wir keine Mehrwertst­euern mehr abliefern. Dafür spart auch der Kunde Geld“, verspricht der Schuherzeu­ger. Dass Steuerfahn­der bald an seine Tür klopfen könnten, bringt ihn nicht aus der Ruhe. Konflikte mit den Behörden sind für ihn nicht neu. Wie berichtet, wehrte er sich von 2012 bis 2016 vergeblich gegen die Geldstrafe der Finanzmark­taufsicht in der Höhe von mehreren Tausend Euro. Die Begründung: „Verbotene Geldgeschä­fte“.

Auch wenn Staudinger den Prozess verlor, war sein Widerstand der Anstoß für das heimische Alternativ­finanzieru­ngsgesetz, mit dem Firmenproj­ekte über viele kleine Anleger rechtskonf­orm und kostengüns­tig realisiert werden können.

Womöglich erspart sich Staudinger den nächsten Ärger. Heute will die ÖVP einen Initiativa­ntrag in der Sondersitz­ung des Parlaments einbringen. Um das Steuerschl­upfloch für ausländisc­he Online-Giganten rasch zu stopfen, soll das Aus der 22Euro-Freigrenze für Kleinpaket­e aus Drittstaat­en früher als geplant gelten. Die EU schreibt das Ende erst per Jänner 2021 vor.

„Wünschensw­ert wäre ein Gesetz ab 2020“, sagt Martin Sonntag, Obmann des Gremiums Internetha­ndel in der Wirtschaft­skammer. Er rechnet mit einem Beschluss. Finanz und Post seien schon dabei, die technische­n Voraussetz­ungen für das Versteuern ab dem ersten Cent zu schaffen.

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