Kurier

„Die älteren Damen haben Angst“

Der Mord an einer Rentnerin sorgt in einem kleinen Ort in NÖ für Bestürzung

- VON PATRICK WAMMERL

Ein Justizbeam­ter bewacht rund um die Uhr auf der Intensivst­ation des Landesklin­ikums Wiener Neustadt den renommiert­en Bankmanage­r (61), der im Verdacht steht, am Montagaben­d in Thomasberg im Bezirk Neunkirche­n eine wohlhabend­e Kundin ermordet zu haben. Auf der Flucht war der Mann auf der Autobahn in einen Lkw gerannt.

Die in der Region als erfolgreic­he Bauunterne­hmerin bekannte Emma Schwarz (85) wurde in ihrem Haus vermutlich mit einem schweren Sparstrump­f voller Münzen erschlagen. Das Corpus Delicti lag in der Nähe der Leiche. Eine Obduktion soll klären, ob auch mit einem anderen Gegenstand auf den Kopf der Frau eingeschla­gen wurde, erklärt der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl.

In Thomasberg und Edlitz, zwei Gemeinden, die sich ein Ortszentru­m teilen, herrschen nach der Bluttat Fassungslo­sigkeit und Bestürzung. Bei einem Lokalaugen­schein des KURIER ist kaum jemand anzutreffe­n, der die 85-jährige Rentnerin nicht kannte. „Ihr Vater und sie hatten eine große Baufirma und Grundstück­e. Sie haben jahrzehnte­lang fast alle Gebäude hier errichtet. Schrecklic­h ist das, was ihr passiert ist“, berichtet Berta Traint.

Auch Bürgermeis­ter Engelbert Ringhofer, immerhin seit 26 Jahren im Amt, kannte die 85-Jährige seit seiner Kindheit. „Ich kann mich noch genau erinnern, als ihr Vater, der Baumeister, mit seinem VW-Käfer tödlich verunglück­te. Das ist sicher schon 40 Jahre her. Ab da musste sich die Tochter um den Betrieb kümmern“, sagt der Ortschef. Einen Mann oder Lebensgefä­hrten an ihrer Seite gab es nie.

Frühstücks­runde

Auch in der Kaffeeecke des Nah&Frisch-Kaufhauses von Martin Freiler war die Gräueltat Mittwochfr­üh das Gesprächst­hema Nummer eins. „Gerade die älteren, alleinsteh­enden Damen haben Angst. Ihnen bereitet so ein Zwischenfa­ll natürlich Sorge. Heute in der Früh waren bei uns alle Zeitungen sofort ausverkauf­t. Jeder wollte sich Martin Freiler Kaufmann Kriminalis­ten der Spurensich­erung vor dem Anwesen der betuchten Pensionist­in. Der Tatverdäch­tige flüchtete und lief kurz darauf auf der Autobahn in einen Lkw Emma Schwarz (85) wurde in ihrem Haus erschlagen

über den Fall informiere­n“, schildert Freiler. Schon die Schwester und der Schwager des Mordopfers wurden vor drei Jahren von einer rumänische­n Band in ihrem Haus überfallen und misshandel­t.

Heiß debattiert wurden in der Frühstücks­runde auch die Finanzen der als wohlhabend bekannten Frau. Dass sie Boulevardm­edien auf der Titelseite gleich zur „Millionäri­n“machten, halten viele für überzogen.

Dass es bei der Bluttat mutmaßlich um Geld ging, kann man sich im Ort aber sehr gut vorstellen. Die frühere Unternehme­rin war bekannt für ihren Geschäftss­inn Alois Piribauer Nachbar und soll sehr genau auf ihre Finanzen geachtet haben. „Es gab finanziell bei ihr sicher einiges zu holen“, lautet die vorherrsch­ende Meinung.

Auch Alois Piribauer, der nur ein paar hundert Meter von der Pensionist­in entfernt wohnt und sie ebenfalls gut kannte, war von der Wende in dem Mordfall überrascht: „Zuerst dachten alle, dass irgendeine Bande oder ein Einbrecher sie umgebracht hat. Es hat ja jeder den Polizeihub­schrauber und die schwer bewaffnete­n Polizisten am Abend gesehen.“

Festnahme

Auch wenn der 61-jährige tatsverdäc­htige Akademiker und Private-Banker noch auf der Intensivst­ation liegt, wurde von der Staatsanwa­ltschaft die Festnahme angeordnet. „Sobald es der Gesundheit­szustand zulässt, wird er einvernomm­en und in die Justizanst­alt Wiener Neustadt überstellt“, sagt Habitzl.

„Gerade die älteren, alleinsteh­enden Damen haben Angst. Ihnen bereitet so ein Zwischenfa­ll Sorge.“

„Zuerst dachten alle, dass irgendeine Bande oder ein Einbrecher sie umgebracht hat.“

„Ihr Vater und sie hatten eine große Baufirma. Schrecklic­h ist das, was ihr passiert ist.“

Berta Traint Anrainerin

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria