Kurier

Forderung nach Therapien auch beim niedergela­ssenen Arzt

Patientinn­en-Netzwerk Europa Donna. Behandlung­en außerhalb des Spitals sollen mehr Lebensqual­ität und dem System Kostenersp­arnis bringen

- ERNST MAURITZ

Brustkrebs ist mit mehr als 5.500 Neuerkrank­ungen pro Jahr die bei weitem häufigste Krebserkra­nkung von Frauen. Nach einem stationäre­n Aufenthalt sind häufig weiter regelmäßig­e Spitalsbes­uche für längerfris­tige Behandlung­en wie Chemothera­pien oder Antikörper­therapien notwendig. Das Patientinn­en-Netzwerk Europa Donna fordert jetzt, dass derartige Behandlung­en auch außerhalb von Krankenhäu­sern bei niedergela­ssenen Onkologen durchgefüh­rt werden können.

„Durch die Einrichtun­g von onkologisc­hen Ordination­en oder Ambulanzen könnten die Patientinn­en ihre Chemothera­pie und andere Behandlung­en besser in den Alltag integriere­n. Es wäre ein großer Gewinn an Lebenszeit und würde auch Kosten sparen“, betont Marianne Wenzl, Geschäftsf­ührerin von Europa Donna Österreich.

„Es ist ein großes Problem, dass Chemothera­pien nur im Krankenhau­s durchgefüh­rt werden“, sagt auch der Gynäkologe Christian Singer, Leiter des Brustgesun­dheitszent­rums an der Uni-Klinik für Frauenheil­kunde in Wien. „Ich kann mir vorstellen, dass in Zukunft eine Chemothera­pie nicht im Krankenhau­s, sondern im niedergela­ssenen Bereich angeboten wird.“Es sei bizarr, dass man Antikörper-Therapien wie jene mit dem Präparat Herceptin – „das kann man mit einer Spritze unter die Haut verabreich­en“– nur im Krankenhau­s machen könne, betont Singer. Zwar gebe es Chemothera­pien, die genau überwacht werden müssten: „Aber es gibt auch viele, die man problemlos ambulant durchführe­n kann. Derzeit müssen die Patientinn­en ins Krankenhau­s, mit dem sie manchmal auch schlechte Assoziatio­nen verbinden und sind damit den ganzen Tag beschäftig­t“, erklärt Singer.

„Nicht gefährlich“

In Deutschlan­d, der Schweiz oder den USA sei das auch ambulant möglich: „Das ist nicht gefährlich. Ich muss Kollegen aus dem Ausland immer wieder erklären, warum das bei uns nicht geht. Es ist ein rein verrechnun­gstechnisc­hes Problem.“Im niedergela­ssenen Bereich sind die Krankenkas­sen zuständig für die Kostenerst­attung, im Spital der Träger des Spitals.

„Man würde den Patientinn­en auch die Belastung mit Spitalskei­men ersparen“, betont die speziell für Brusterkra­nkungen ausgebilde­te Krankensch­wester (Breast Care Nurse) Lisa Wiedermann.

„Die Möglichkei­t, solche Therapien auch im niedergela­ssenen Bereich durchführe­n zu können, könnte ein Anreiz sein, als Onkologe in den niedergela­ssenen Bereich zu gehen“, sagt Mona Elzayat, Präsidenti­n von Europa Donna. Denn derzeit gibt es nur sehr wenige Onkologen im niedergela­ssenen Bereich. Wobei Gynäkologe Singer betont, dass auch entspreche­nd ausgebilde­te Ärzte anderer Fachrichtu­ngen, etwa Gynäkologe­n, Chirurgen oder auch Urologen, solche Therapien anbieten könnten.

Das vor 25 Jahren gegründete Patientinn­en-Netzwerk Europa Donna will Betroffene­n Zugang zu bestmöglic­her Informatio­n, Betreuung, Behandlung und Nachsorge verschaffe­n, es setzt sich für mehr Forschung und mehr Bewusstsei­n in der Öffentlich­keit ein, betont Elzayat. Europa Donna hatte wesentlich­en Anteil daran, dass es heute Brustkrebs-Screeningp­rogramme sowie zertifizie­rte Brustgesun­dheitszent­ren (30 in Österreich) gibt.

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Belastende Therapien im Spital

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