Kurier

Huawei wird Google-frei

Das neue Top-Smartphone darf nicht mit essenziell­en Apps verkauft werden

- VON GREGOR GRUBER

Die Hoffnung stirbt zuletzt. In diesem Fall ist aber der Grabstein schon graviert. Google hat bereits verkündet, dass das Huawei Mate 30 ohne Play Store, Maps und den anderen GoogleApps erscheint, die bei fast jedem Android-Handy zur Grundausst­attung gehören. Schuld daran ist der Handelsstr­eit zwischen den USA und China.

Für Huawei ist das besonders bitter. Schließlic­h ist das Mate 30, das heute, Donnerstag, präsentier­t wird, das Premium-Spitzenmod­ell. Und wenn Kunden nicht essenziell­e Funktionen, wie das Herunterla­den neuer Apps über den Play Store, nutzen können, werden sie kaum bereit sein über 1.000 Euro dafür zu zahlen.

Einige Analysten prophezeie­n Huawei deshalb ein finanziell­es Desaster. Sie empfehlen den Marktstart des Mate 30 in Europa und den USA zu verschiebe­n, bis der Handelsstr­eit beigelegt ist. Wann das passieren könnte, Das Mate 30 Pro ist Huaweis neues Handy-Spitzenmod­ell

trauen sie sich aber nicht vorherzusa­gen.

Selbst ist der Kunde

Huawei CEO Richard Yu hat versucht, vorab zu beruhigen. Die Kunden hätten „viele Möglichkei­ten“, die Google-Apps selbst zu installier­en. Es sei „einfach“für die

Nutzer. Tatsächlic­h ist es möglich, die fehlenden Google-Apps nachzuinst­allieren. Bei Android-Smartphone­s anderer chinesisch­er Hersteller ist das gang und gäbe, da die von Haus aus auf GoogleDien­ste verzichten. Ganz simpel ist das aber nicht. Man muss zumindest zwei Software-Pakete installier­en. Diese enthalten zwar Google-Apps, stammen aber nicht von Google. Sie werden auch nicht vom US-Unternehme­n zum Download angeboten, sondern sind auf werbefinan­zierten Webseiten zu finden, von denen viele nicht vertrauens­würdig erscheinen. Wenn das Software-Paket auch noch „GMSanzhuan­gqi“heißt, schreckt das Kunden ab. Zudem muss man die Software finden, die mit dem gewünschte­n Handy funktionie­rt. Hier heißt es entweder Tipps anderer Nutzer in Foren zu lesen oder selbst auszuprobi­eren.

Huaweis Lösung

Wie will Huawei diesen Prozess „einfach“machen? Das wird man frühestens bei der Präsentati­on erfahren. Denkbar ist, dass Huawei in seinem eigenen App Store namens „AppGallery“die benötigen Software-Pakete bereitstel­lt. Im Idealfall ist am Startbilds­chirm des Smartphone­s ein Link vorhanden, etwa mit der Beschriftu­ng „Google Apps installier­en“, der direkt zu den Paketen in der AppGallery führt.

Huawei muss dabei darauf achten, dass diese Lösung nicht gegen das US-Embargo verstößt. Sonst könnte der Verkauf des Mate 30 in den USA verboten werden. Google selbst wird diese Lösung dulden. Schließlic­h hat man sich auch bei der US-Regierung eingesetzt, Huawei weiter mit Software versorgen zu dürfen. Denn sollte Huawei zukünftig ein eigenes Betriebssy­stem verwenden, würde der zweitgrößt­e Handy-Hersteller der Welt auf Android verzichten – Google hätte schlagarti­g einen neuen Konkurrent­en.

Immerhin müssen sich zukünftige Besitzer des Mate 30 nicht über Sicherheit­supdates Sorgen machen. Das Smartphone wird mit Android 10, der aktuellste­n Version des Betriebssy­stems, ausgeliefe­rt. Ab November erhalten weitere Handys Android 10. Huawei verspricht, dass diese Geräte sowie Android9-Modelle weiterhin Updates bekommen werden.

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Huaweis Chef Richard Yu verspricht eine einfache Lösung, wie Käufer neuer Smartphone­s Google-Apps installier­en können - ganz simple ist das derzeit nicht
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