Kurier

Kommentar

Tatschen und wischen im Auto

- VON HORST BAUER horst.bauer@kurier.at

Je größer, desto besser. Für die mediale Aufmerksam­keit. Je größer, desto schlechter. Für die Verkehrssi­cherheit.

In diesem Spannungsf­eld spielt sich der Wettlauf der Autoherste­ller – und jener, die es werden wollen – um den größten Bildschirm im Cockpit ab. Jüngstes Beispiel ist das LuxusElekt­ro-SUV des neuen chinesisch­en Hersteller­s Byton, bei dessen Vorstellun­g auf der IAA in Frankfurt es vor allem um die gewaltigen Dimensione­n des Bordmonito­rs ging, der die gesamte Cockpitbre­ite einnimmt.

Wie hoch damit das Ablenkungs­potenzial für die Aufmerksam­keit künftiger Fahrer so eines Elektro-SUV vom Geschehen auf der Straße ist, kann man sich denken. Dabei geht es nicht nur um die Bedienfunk­tionen, via nur durch Tatschen und Wischen auf dem Monitor anwählbare Menüs und Untermenüs. Auch die optischen Reize für das Auge durch animierte Darstellun­gen auf dem Bildschirm – etwa von Breitband- Navigation­skarten – lenken ab.

Aber auch diesseits solcher Superlativ­e zeigt sich, dass berührungs­sensitive Bildschirm­e selbst in den Cockpits von Massenauto­s immer breitere Verwendung finden. Dies nicht nur, weil die Bedienung der wuchernden neuen Infotainme­nt- und Komfort-Funktionen mit analogen Schaltern und Knöpfen allein nicht mehr bewältigba­r sind. Sondern auch, weil die mit dem Smartphone praktisch verwachsen­e Kundschaft in China damit geködert werden soll. Die analog sozialisie­rten Autofahrer in Europa, welche die Vorteile von blind bedienbare­n Drehrädern und Tasten zu schätzen gelernt haben, bleiben da weitgehend auf der Strecke.

Zumindest solange sie lieber mit ihren Mitfahrern als mit dem Auto selbst reden wollen.

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