Kommentar
Tatschen und wischen im Auto
Je größer, desto besser. Für die mediale Aufmerksamkeit. Je größer, desto schlechter. Für die Verkehrssicherheit.
In diesem Spannungsfeld spielt sich der Wettlauf der Autohersteller – und jener, die es werden wollen – um den größten Bildschirm im Cockpit ab. Jüngstes Beispiel ist das LuxusElektro-SUV des neuen chinesischen Herstellers Byton, bei dessen Vorstellung auf der IAA in Frankfurt es vor allem um die gewaltigen Dimensionen des Bordmonitors ging, der die gesamte Cockpitbreite einnimmt.
Wie hoch damit das Ablenkungspotenzial für die Aufmerksamkeit künftiger Fahrer so eines Elektro-SUV vom Geschehen auf der Straße ist, kann man sich denken. Dabei geht es nicht nur um die Bedienfunktionen, via nur durch Tatschen und Wischen auf dem Monitor anwählbare Menüs und Untermenüs. Auch die optischen Reize für das Auge durch animierte Darstellungen auf dem Bildschirm – etwa von Breitband- Navigationskarten – lenken ab.
Aber auch diesseits solcher Superlative zeigt sich, dass berührungssensitive Bildschirme selbst in den Cockpits von Massenautos immer breitere Verwendung finden. Dies nicht nur, weil die Bedienung der wuchernden neuen Infotainment- und Komfort-Funktionen mit analogen Schaltern und Knöpfen allein nicht mehr bewältigbar sind. Sondern auch, weil die mit dem Smartphone praktisch verwachsene Kundschaft in China damit geködert werden soll. Die analog sozialisierten Autofahrer in Europa, welche die Vorteile von blind bedienbaren Drehrädern und Tasten zu schätzen gelernt haben, bleiben da weitgehend auf der Strecke.
Zumindest solange sie lieber mit ihren Mitfahrern als mit dem Auto selbst reden wollen.