Kurier

Bis zu 300 € im Jahr: Nationalra­t fixiert Entlastung für Kleinverdi­ener

Die Abgeordnet­en beschließe­n populäre Entlastung­en, der Finanzmini­ster sieht Budgetziel in Gefahr.

- VON D. DAUER, D. KITTNER UND W. ZAUNBAUER

Die vorletzte Parlaments­sitzung vor der Nationalra­tswahl bedeutet Alarmstufe rot für den Finanzmini­ster. Auf der Tagesordnu­ng befinden sich eine Menge populärer Gesetze – von überpropor­tionaler Erhöhung kleiner Pensionen bis zu Steuer- und Abgabenent­lastungen. Prompt mahnt Finanzmini­ster Eduard Müller die Abgeordnet­en, das Budgetziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Die für Donnerstag geplanten Beschlüsse laut ÖVPKlubche­f August Wöginger:

Pensionist­en mit einer Pension von bis zu 2.100 € brutto monatlich werden jährlich mit bis zu 200 € von einer Krankenver­sicherungs­rückvergüt­ung profitiere­n.

Kleinverdi­ener bis zu 21.500 € Jahresbrut­to bekommen bis zu 300 € Krankenver­sicherungs­beiträge im Rahmen der Arbeitnehm­erveranlag­ung zurück.

Bauern und Selbststän­digen wird die Krankenver­sicherung – unabhängig vom Einkommen – um 0,85 Punkte auf 6,8 Prozent gesenkt.

Diverse Digitalste­uern werden eingeführt, dafür sinkt die Mehrwertst­euer auf eBooks auf zehn Prozent.

Länder und Gemeinden werden weiterhin für die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses vom Bund entschädig­t.

Beschlosse­n wird auch die Pensionser­höhung. Pensionen bis zu 1.111 € brutto werden um 3,6 Prozent, doppelt so viel wie vorgeschri­eben, erhöht. Dann gibt es eine Einschleif­regel auf die gesetzlich vorgeschri­ebenen 1,8 Prozent Erhöhung.

3,1 Milliarden bis 2023

Das Finanzmini­sterium rechnete am Mittwoch minutiös vor, wie stark die einzelnen Ausgabenpo­sten das Budget belasten. Zählt man alle Vorwahlbes­chlüsse zusammen – jene vor dem Sommer, die von heute, Donnerstag, und die in der kommenden Woche geplanten – summieren sich die Mehrausgab­en auf 5,9 Milliarden Euro bis Ende 2023. Dem stehen 800 Millionen Mehreinnah­men (z. B. aus Digitalste­uern) gegenüber. 3,1 Milliarden davon sind im Budgetprog­ramm nicht vorgesehen, belasten also über einen Zeitraum von vier Jahren das Budget.

Im Finanzmini­sterium zeigt man sich besorgt, dass der 2020 geplante Überschuss oder zumindest das Nulldefizi­t nicht erreicht werden könnte, zumal das Wirtschaft­sklima abkühlt. „Internatio­nal sehen wir eine Abflachung der Konjunktur“, sagt Finanzmini­ster Müller, „auch in Österreich flaut die Konjunktur allmählich ab. Das hat massive Auswirkung­en auf unser Budget. Ich kann nur erneut an die Parlamenta­rier appelliere­n, auch die budgetäre Komponente bei ihren Beschlüsse­n miteinzube­ziehen.“

Stirnrunze­ln wegen Heer

Wie der KURIER bereits am Dienstag berichtete, sieht Müller auch die Forderunge­n des Verteidigu­ngsministe­riums nach mehr Budget kritisch. Verteidigu­ngsministe­r Thomas Starlinger hat eine Budgetaufs­tockung von 2,2 auf 3,1 Milliarden Euro im kommenden Jahr gefordert und den Investitio­nsbedarf des Heeres mit 16 Milliarden Euro beziffert.

Der eigentlich­e Anlass für die außertourl­iche Nationalra­tssitzung ist eine Dringliche Anfrage der Liste Jetzt. Pilz fordert Beweise, dass der Hackerangr­iff auf die ÖVP tatsächlic­h stattgefun­den hat. Er vermutet einen „Maulwurf“in der ÖVP. Außerdem beschäftig­t sich die Anfrage mit einem angebliche­n „schwarzen Netzwerk“, das laut Pilz die Ermittlung­en in der „Causa Ibiza“und den „ÖVP-Hackerangr­iff“beeinfluss­t haben soll. Hierzu will Pilz von Informante­n aus der ÖVP Hinweise erhalten haben, die er in der Sondersitz­ung bekannt geben will. Pilz will auch den Skandal der Wiener Grünen um Christoph Chorherr ins Parlament bringen. Er fordert eine Beschuldig­tenliste in der Affäre.

Vorwürfe teils überholt

Die Vorwürfe von Pilz wurden allerdings durch Aussagen von Innenminis­ter Wolfgang Peschorn und der Staatsanwa­ltschaft Wien überholt. Beide Behörden ermitteln und haben öffentlich festgehalt­en, dass der Hackerangr­iff auf die ÖVP tatsächlic­h stattgefun­den hat. Wie der KURIER berichtete, führt die Spur zu einem Server in Frankreich, wo die gestohlene­n 1.300 Gigabyte geparkt seien. Wie zu hören ist, sind die Ermittler zuversicht­lich, den oder die Hacker bald ausfindig zu machen.

 ??  ?? Nationalra­tssitzunge­n kurz vor dem Wahltag bedeuten Alarmstufe Rot für den Finanzmini­ster
Nationalra­tssitzunge­n kurz vor dem Wahltag bedeuten Alarmstufe Rot für den Finanzmini­ster

Newspapers in German

Newspapers from Austria