Kurier

Ein kleines Fußballwun­der desWAC

Mario Leitgeb (Bild) erzielte zwei Tore beim 4:0 in Gladbach, der LASK schlug Trondheim 1:0

- APA / MARIUS BECKER

Drei Minuten und 20 Sekundenwa­ren gespielt, da spielte der David erstmals ein bisschen Goliath. DerWAC hatte durch Michael Liendl in Mönchengla­dbach den ersten Torschuss, Tormann Yann Sommer hielt locker. Aber es war nur ein Vorspiel zu einem Triumphzug, den die Bild-Zeitung noch während des Spiels so kommentier­te: „Ösi-Zwerg zerlegt die Borussia.“

In der 13. Minute nahm das Kärntner Glück seinen Lauf: Shon Weissman rutschte in eine Flanke und erzielte die Führung für den Underdog. Aber Lob gebührt vor allem Romano Schmid für die Vorarbeit, denn erst spielte er Neuhaus frech den Ball durch die Beine, dann flankte er zur Mitte. Und es kam noch schlimmer für die Deutschen: Nach einem Freistoß von Liendl ließen sie Mario Leitgeb imStrafrau­m unbedrängt zum 2:0 einköpfeln (31.). Und es sollte nicht der letzte Patzer bleiben. Ritzmaier durfte allein auf Tormann Sommer zulaufen und versenkte den Ball im zweiten Anlauf zum 3:0 (41.).

Der WAC hatte bis dahin nur 30 Prozent Ballbesitz, brachte nur 59 Prozent seiner Pässe an den richtigen Mann – und führte doch mit 3:0. Die Fans verabschie­deten die Mannschaft­en mit einem Pfeifkonze­rt in die Kabinen. Das galt Mönchengla­dbach. Auch nach Seitenwech­sel stellten sich die Kärntner geschickt an. Für die Deutschen hatte Pléa nach einer Stunde die beste Chance, doch Tormann Kofler hielt großartig. Es war aber nur ein Strohfeuer, denn es kam noch schlimmer. Nach einer Ecke konnte Leitgeb allein stehend auf 4:0 erhöhen. Jetzt, nach nur 70 Minuten, verließen immer mehr Fans den Borussia-Park.

Im Borussia-Museum

WAC-Spieler Mario Leitgeb hingegen war voller Euphorie: „Mit wie viel Herz und Leidenscha­ft wir hier Fußball gespielt haben, ist unglaublic­h.“Die Lavanttale­r standen zu keiner Zeit unter Kulturscho­ck in dieser imposanten Fußballare­na. Lavanttal-Arena und Borussia-Park unterschei­det nicht nur Größe, sondern auch Geschichte: Im erst heuer eröffneten Museum finden sich auch rotweiß-rote Spuren. Martin Stranzl und Toni Polster haben in Mönchengla­dbach einen bleibenden Eindruck hinterlass­en. So wie die Wolfsberge­r gestern. Gladbach-Trainer Marco Rose: „Man sieht, was in Österreich entstanden ist. Man hat Vertrauen aufgebaut, man fährt im Europacup nicht mehr irgendwo hin und schaut sich das Stadion an. Man will mehr. Gratulatio­n an den WAC und den österreich­ischen Fußball.“

Mit dem Sieg hat derWAC seinen letzten EuropacupA­uftritt mehr als vergessen gemacht. Vor mehr als vier Jahren hatte man in Dortmund 0:5 verloren. Der WAC hat sich seither komplett verändert, von damals standen nur noch Tormann Kofler und Kapitän Sollbauer in der Startelf. Seit Sommer ist Gerhard Struber der Trainer. Er sagte: „Wenn die Jungs alles so umsetzen, wie wir uns das vorgenomme­n haben, dann macht das einen schon stolz.“

Seine Burschen haben Fußballges­chichte geschriebe­n: Noch nie zuvor hatte ein österreich­ischer Klub einem deutschen vier Tore geschossen. 3:0 hat Rapid Wien gegen 1860 München 1997 und gegen den Hamburger SV 2009 gewonnen, allerdings daheim. Drei Tore in Deutschlan­d gelangen vor dem WAC erst ein Mal – letztes Jahr Salzburg beim 3:2 in Leipzig. Damals noch mit Trainer Marco Rose.

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 ??  ?? Der Anfang vom bitteren Mönchengla­dbacher Ende: WAC-Stürmer Shon Weissman freute sich über das 1:0, es sollten noch weitere drei Tore der Kärntner folgen
Der Anfang vom bitteren Mönchengla­dbacher Ende: WAC-Stürmer Shon Weissman freute sich über das 1:0, es sollten noch weitere drei Tore der Kärntner folgen

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