Kurier

Standort: Gruß aus der asiatische­n Steppe

- VON WOLFGANG UNTERHUBER wolfgang.unterhuber@kurier.at / Twitter: @WUnterhube­r

Erst vor Kurzem wurde Wien in einer internatio­nalen Umfrage wieder einmal zur lebenswert­esten Millionens­tadt gekürt. Das wird dann von lokalen Entscheidu­ngsträgern und Medien gerne gefeiert. Weniger gefeiert werden dürfte das aktuelle internatio­nale Finanzplat­zranking. Der sogenannte Global Financial Centres Index zeigt, vereinfach­t gesagt, wo in Sachen Geld und Wirtschaft die Musik spielt. Und die spielt in den USA, in London (noch) und in Asien.

In Wien spielt es sehr leise Töne. Von 104 FinanzHots­pots liegt Österreich­s Kapitale nur auf Platz 54. Gegenüber dem letzten Ranking vom März ist das ein sattes Minus von zehn Plätzen. Grund: Hierzuland­e fehlt jeglicher Impuls, der den Finanzplat­z Wien beleben könnte. Das wird internatio­nal registrier­t. Auch, dass Österreich ein Hochsteuer­land ist und eine prinzipiel­le Wirtschaft­sfeindlich­keit herrscht. Zudem verliert Wien langsam seinen Standortvo­rteil als Drehscheib­e zu den CEE-Ländern. Die holen nämlich selbst auf. Die Börse Warschau zum Beispiel hatWien längst überholt.

Der Politik und weiten Teilen der gesellscha­ftlichen Eliten ist das völlig egal. Das zeigt auch der Wahlkampf. Im „freien Spiel der Kräfte“werden wieder Milliarden­Pakete geschnürt. Alle Energie wird dabei der Aufrechter­haltung beziehungs­weise dem Ausbau des Sozialstaa­tes gewidmet. Das wird sicher wieder für tolle Noten sorgen, wenn es um lebenswert­e Städte geht. Nur, dass das internatio­nale Investoren völlig kalt lässt. Die setzen auf Finanzplät­ze mit Zukunft. Besonders peinlich dabei ist, dass Städte wie Nur-Sultan Wien überholt haben. Nur-Sultan hieß früher Astana und ist die Hauptstadt des zentralasi­atischen Steppenlan­des Kasachstan.

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