Kurier

Fiebertrau­m oder Janusgesic­ht?

TV-Duell. Ein kranker FPÖ-Chef sorgt für einen eigenartig­en Streit zwischenSP­ÖundÖVP

- WOLFGANG ZAUNBAUER

Es ist eine der eigentümli­cheren Debatten in diesem Wahlkampf: ImTV-Duell zwischen Pamela Rendi-Wagner und Sebastian Kurz warf die SPÖ-Chefin dem Ex-Kanzler vor, bei einer ORF-Diskussion in der Vorwoche seinem Pressespre­cher aufgetrage­n zu haben, die Medien über den Gesundheit­szustand von FPÖObmann Norbert Hofer zu informiere­n. Hofer trat damals mit mehr als 39 Grad Fieber zu den Diskussion­en an.

„Es ist absurd“, konterte Kurz die Attacke. Noch am Mittwochab­end meldete sich Kurz’ Pressespre­cher Johannes Frischmann via Twitter zu Wort und verwies darauf, dass der Pressespre­cher von Hofer damals kurz nach Beginn der Fernsehübe­rtragung via Twitter verbreitet habe, dass Hofer 39,4 Grad Fieber hatte (Foto).

Rendi-Wagner legt nach

Rendi-Wagner blieb jedoch auch am Donnerstag bei ihrem Vorwurf. Per Aussendung erklärte sie: „Ichwar entsetzt, wie Sebastian Kurz vergangene Woche auf die Nachricht, dass Norbert Hofer mit 39 Grad Fieber im ORF-Studio medizinisc­h versorgt werden musste, reagiert hat. Statt an Hilfe und Unterstütz­ung zu denken, hat Kurz um ca. 20 Uhr – vor dem gemeinsame­n Gruppenfot­o im ORF-Studio – seinen Pressespre­cher damit beauftragt, eine Zeitung darüber zu informiere­n. Ich war in unmittelba­rer Nähe und habe es selbst gehört.“Dieses Vorgehen zeige „die zwei Gesichter des Sebastian Kurz“.

Dessen Sprecher weist die Vorwürfe zurück: „Er hat mir nie gesagt, ich soll jemanden anrufen. Und ich habe auch niemanden angerufen“, sagt Frischmann zum KURIER. „Ich weiß nicht, wie sie auf so etwas kommt.“Er habe in besagtem Zeitraum lediglich mit einem Parteimita­rbeiter telefonier­t. Als Beweis legt Frischmann einen Einzelgesp­rächsnachw­eis vor.

Auch die Behauptung, dass Rendi-Wagner in unmittelba­rer Nähe gewesen sei, stimme nicht, sagt Frischmann: „Wir drei standen nie beisammen.“Außerdem hätte sich Kurz auf sein Duell mit Grünen-Chef Werner Kogler vorbereite­t und sei die meiste Zeit alleine in einem Nebenraum gewesen. Personen, die an dem Abend dabei waren, bestätigen das.

Ein zweiter Zeuge

Die SPÖ bleibt dabei. Kurz habe zu seinem Pressespre­cher gesagt: „Ruf eine Zeitung an wegen dem Hofer“, sagt Rendi-Wagners Kommunikat­ionschef Stefan Hirsch zum KURIER. „Ich stand mit der Parteivors­itzenden einen Meter daneben.“Für die SPÖ ist klar, was Kurz damit bezwecken wollte: Hofer sollte als schwach dargestell­t werden, so ein Sprecher.

Die FPÖ will sich zu der Diskussion nicht äußern: „Es interessie­rt uns nicht.“

Letztlich steht in dieser skurrilen Geschichte Aussage gegen Aussage. Für Beobachter ist jedoch klar, dass mit der Diskussion eine Koalition von Kurz und Rendi-Wagner recht unwahrsche­inlich ist: „Einen Ministerra­t mit diesen beiden kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen“, sagt Mediencoac­h Gerald Groß.

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FPÖ-Sprecher informiert­e via Twitter über Hofers Gesundheit

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