Kurier

Seilbahn statt Pendlerbus

Doppelmayr. NeueVerkeh­rslösung in Mexiko-Stadt alsVorbild für andere Städte

- VON ANITA STAUDACHER UND SIMONE HOEPKE

Der Spatenstic­h erfolgte bereits Mitte September, der erste Pendler wird voraussich­tlich im Mai 2021 „einschwebe­n“: Die mexikanisc­he Hauptstadt Mexiko-Stadt (21 Mio. Einwohner im Ballungsra­um) ersetzt aus Umweltschu­tzund Zeiterspar­nisgründen den Bus-Pendelverk­ehr in den Norden der Stadt durch eine Seilbahnst­recke. Die 9,22 Kilometer lange „Linea de Cablebus“wird vom Vorarlberg­er Seilbahnba­uer Doppelmayr errichtet werden. Es handelt sich dabei um das erste urbane Seilbahnpr­ojekt mit der neuen Seilbahnge­neration „D-Line“.

Das sind kuppelbare, geräuschar­me Gondelbahn­en mit modernen Seilbahnka­binen, in denen zehn Fahrgäste bequem Platz haben. Das neue Verkehrsmi­ttel wird die Menschen, die im nördlich gelegenen Stadtviert­el „Cuautepec“wohnen, auf dem Luftweg zum zentralen ÖffiKnoten­punkt „Indios Verde“bringen. Die Zeiterspar­nis gegenüber den Bus oder den Privat-Pkw beträgt rund 40 Minuten, Staus noch nicht eingerechn­et. Die Seilbahnli­nie wird sechs Stationen umfassen und komplett in das bestehende öffentlich­e Verkehrsne­tz eingebunde­n.

„Meilenstei­n“

Für Doppelmayr ist der Auftrag „ein erneuter Meilenstei­n für Seilbahnen als Verkehrslö­sung in der Stadt“. Das Gesamtvolu­men des Projekts beläuft sich auf rund 140 Mio. Euro. Doppelmayr ist als Generalunt­ernehmer für die schlüsself­ertige Umsetzung des Projekts verantwort­lich.

Zusammen mit Anbietern wie Leitner aus Italien ist Doppelmayr in dem Segment der urbanen Seilbahnen weltweit führend. Das größte derartige Seilbahnne­tz findet man derzeit übrigens in der bolivianis­chen Hauptstadt La Paz. Hier wurde heuer eine weitere – die mittlerwei­le zehnte – Linie in Betrieb genommen. Das jetzt rund 33 Kilometer umfassende Netz hat seit der Eröffnung der ersten Seilbahn im Mai 2014 bereits knapp 200 Millionen Fahrgäste transporti­ert. Für Doppelmayr war die Realisieru­ng des Projektes der größte Auftrag der Firmengesc­hichte. Überhaupt ist Südamerika ein interessan­ter Markt für die Vorarlberg­er. Immermehr Städte setzen im Kampf gegen den Verkehrsko­llaps auf Seilbahnen, da diese als platzspare­nd, sicher, klimafreun­dlich sowie relativ günstig und schnell realisierb­ar gelten. Barrierefr­eies Ein- und Aussteigen sowie die einfache Kombinatio­n mit anderen Verkehrsmi­tteln sind ein weiterer Vorteil.

Nicht nur Stadtteile lassen sich durch Seilbahnen verbinden, auch Inseln. In Vietnam wurden im Vorjahr die Ferieninse­ln Phu Quoc und Hon Thom im Süden des Landes verbunden. Die Dreiseilba­hnmisst 7,9 Kilometer.

Doppelmayr setzte im Vorjahr 846 Millionen Euro um. Von den knapp 3.000 Mitarbeite­rn weltweit arbeiten 1.460 in Österreich. Großaufträ­ge kommen derzeit auch aus China, wo die Olympische­n Winterspie­le 2022 ausgetrage­n werden. Insgesamt 22 Seilbahnen solen gebautwerd­en.

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Mit dem neuen „Cablebus“ersparen sich Fahrgäste rund 40 Minuten Zeit
 ??  ?? In Boliviens Hauptstadt La Paz gibt es bereits zehn Seilbahnli­nien
In Boliviens Hauptstadt La Paz gibt es bereits zehn Seilbahnli­nien
 ??  ?? Die längste Seilbahn der Welt verbindet zwei vietnamesi­sche Inseln
Die längste Seilbahn der Welt verbindet zwei vietnamesi­sche Inseln

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