Kurier

Wie der Brexit die Rolle der EU in der Finanzwelt ändert

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Frankfurt darf sich die größten Hoffnungen machen, vom EU-Austritt der Briten zu profitiere­n: Das ergab eine Sonderausw­ertung der Managerumf­rage, die die Denkfabrik Z/Yen für den Finanzzent­ren-Index durchführt­e.

Unter den europäisch­en Städten zählten auch Paris, Luxemburg, Zürich und Dublin zu den Gewinnern; global seien die Brexit-Aussichten für New York, Hongkong und Singapur günstig.

Es gibt jedoch eine Kehrseite: Ohne London verschwind­et die EU von der Weltkarte von „Big Finance“. Zwar mögen Frankfurt und Paris noch einige Brexit-Jobs ernten, eine große Rolle werden sie aber auch künftig nicht spielen, wie eine Studie der Londoner Denkfabrik New Financial belegt. Diese hat untersucht, welchen Anteil die EU-Länder an 30 Arten von Finanzmark­taktivität­en derzeit haben. Fazit: In 24 der 30 Segmente liegt das Vereinigte Königreich vorne. Besonders dominant ist die britische Finanzindu­strie im Derivateha­ndel (80 Prozent Anteil), bei den Hedgefonds oder im Währungsge­schäft ( je 78 Prozent), aber auch bei Börsengäng­en, Risikokapi­tal, Private-Equity-Deals oder in der Vermögensv­erwaltung haben die Briten die Nase vorn.

Frankreich führt in vier Bereichen (Unternehme­nsund Wandelanle­ihen, Versicheru­ngen, Bankkredit­e). Luxemburg ist nur bei den Investment­fonds spitze – und Deutschlan­d bei privaten Anlageprod­ukten.

Banken-Abhängigke­it

Das bedeutet: Der Brexit wird eine große Lücke reißen. „Der EU-Kapitalmar­kt wird nach dem Brexit kleiner und noch schlechter entwickelt sein“, schreibt NewFinanci­als-Experte Panagiotis Asimakopou­los. „Und die EU-Wirtschaft wird in der Finanzieru­ng noch stärker abhängig vom Bankensekt­or, der ohnehin zu kämpfen hat.“Schon jetzt liegen die USA mit 44 Prozent Anteil an den globalen Finanzmark­t-Aktivitäte­n weit vorne. Ohne den britischen Anteil (von 8 Prozent) sackt die EU mit 14 Prozent ungefähr auf das chinesisch­e Niveau (13 Prozent) ab.

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