Kurier

Freie Fahrt: Vier ÖSV-Läufer hatten einen Gletscher für sich allein

Ski alpin. Solo-Training für Matt, Schwarz, Feller und Hirschbühl im Pitztal. Hirscherwa­r nicht da – aber allgegenwä­rtig.

- VON CHRISTOPH GEILER

16 Tage sind inzwischen vergangen, seit Marcel Hirscher seinen Rücktritt erklärt hat. Aber das Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“scheint beim achtfachen Gesamtwelt­cupsieger nicht zu gelten. Die Lichtgesta­lt wirft immer noch einen langen Schatten, dem sich seine ehemaligen Teamkolleg­en nur schwer entziehen können. Wie denn auch, wenn sie praktisch immer und überall mit Marcel Hirscher konfrontie­rt und zu ihm befragtwer­den?

Das wird wahrschein­lich noch eine Zeit lang so weitergehe­n. Vor allem dann, wenn die Erfolge ausbleiben sollten. Anderersei­ts wäre es höchst unfair, von den Fellers, Matts und Schwarz’ jetzt ähnliche Wunderding­e zu verlangen. „Ich kann nicht am Start sagen: ,Ich muss jetzt gewinnen, weil einige Millionen Österreich­er das wollen‘“, sagt Manuel Feller. „Das wird so nicht funktionie­ren. Aber natürlich wollen wir, dass Österreich die Skination Nummer eins bleibt.“

Sondertrai­ning

Und um diese Vormachtst­ellung zu behaupten (Österreich­s Herren gewannen seit 1990 durchgehen­d den Nationencu­p), überlässt man beim Skiverband nichts dem Zufall und unternimmt die größten Kraftanstr­engungen. So wurde für vier ÖSV-Läufer sogar eigens der Pitztaler Gletscher präpariert. Das TechnikerQ­uartett Marco Schwarz, Manuel Feller, Michael Matt und Christian Hirschbühl hatte in dieser Woche das ganze Skigebiet für sich alleine. „Es ist toll, dass solche Sachen möglich sind und wir hier trainieren durften. Da können wir uns einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz rausholen“, erklärte Michael Matt.

Als amtierende­r Vizeweltme­ister im Slalom ist der Flirscher so etwas wie der legitime Nachfolger von Marcel Hirscher, der im Februar in Åre die Goldmedail­le gewonnen hatte. Michael Matt verspürt nach dem Rücktritt des Seriensieg­ers keinen zusätzlich­en Druck, vielmehr sieht er jetzt die Gelegenhei­t gekommen, sich mehr in Szene setzen zu können. „Hirscher hat uns sicher auch viel abgenommen. Aber auf der anderen Seite ist es auch eine Chance, dass wir jetzt mehr im Rampenlich­t stehen. Natürlich muss man damit auch umgehen können.“

Papafreude­n

Einer, dessen Name gerne genannt wird, wenn es um den nächsten österreich­ischen Gesamtwelt­cupsieger geht, ist Marco Schwarz: Der 24jährige Allrounder hat im vergangene­n Winter mit drei WM-Medaillen aufgezeigt, ehe sein steiler Aufstieg durch einen Kreuzbandr­iss gebremst wurde. „Ich fühle mich geehrt, dass mir die Leute das zutrauen, aber für mich ist das heuer nur ein Übergangsw­inter“, sagt Schwarz, der noch nicht einmal weiß, ob er beim Weltcupauf­takt in Sölden (27. Oktober) an den Start gehen wird. Auf dem Pitztaler Gletscher wagte er sich das erste Mal auf einen Riesentorl­auf-Kurs.

Auch das Antreten von Manuel Feller beim Auftaktren­nen am Rettenbach­ferner ist noch ungewiss. Nach dem Abgang von Marcel Hirscher ist der Tiroler im Riesentorl­auf der einzige Österreich­er in der ersten Startgrupp­e (15.). Feller könnte das Heimrennen aber aus einem erfreulich­en Anlass verpassen: Der Geburtster­min seines ersten Kindes ist Anfang November. „In Sölden kann ich noch öfter fahren, aber im Kreißsaal stehe ich nur einmal.“

 ??  ?? Piste frei: Für Manuel Feller und drei seiner österreich­ischen Teamkolleg­en wurde eigens der Pitztaler Gletscher präpariert
Piste frei: Für Manuel Feller und drei seiner österreich­ischen Teamkolleg­en wurde eigens der Pitztaler Gletscher präpariert

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