Kurier

Salzburgs Ex-Stadtchef vor Ruin

Swap-Causa. Salzburgs früherer Bürgermeis­terHeinz Schaden könnte nachBerufu­ngsverhand­lung alles verlieren

- VON RAFFAELA LINDORFER

Schaden könnte bei Schuldspru­ch am 2. Oktober alles verlieren.

4.700 Euro Pension – eine Summe, von der viele im Alter nur träumen können.

885 Euro Mindestsic­herung – für viele andere traurige Realität.

Heinz Schaden, früherer Bürgermeis­ter von Salzburg, könnte bald vom einen ins andere stürzen.

Am 1. und 2. Oktober findet am Obersten Gerichtsho­f (OGH) seine Berufungsv­erhandlung in der SwapCausa statt. 2017 wurde er wegen Beihilfe zu Untreue zu drei Jahren Haft, eines davon unbedingt, verurteilt. Wird das Urteil bestätigt, könnte ihm seine Pension auf das Existenzmi­nimum gekürzt wird. Eine Summe, die kaum höher als die Mindestsic­herung liegt.

Bezüge gestrichen

Schaden rechnet im KURIERGesp­räch vor: Derzeit erhält er 52 Prozent seines Einkommens, das er 1997 – da wurden die großzügige­n Politikerp­ensionen abgeschaff­t – als Vizebürger­meister bezogen hat (Bürgermeis­ter wurde er erst 1999). Das sind monatlich 3.500 Euro. Im April wurde Schaden 65 Jahre alt und erhält seither zusätzlich 1.200 Euro an regulärer ASVG-Pension. Ergibt insgesamt 4700 Euro.

Nun führt eine Verurteilu­ng mit mehr als einem Jahr Haftstrafe bei Beamten zum so genannten Amtsverlus­t. „Und das bedeutet, dass mir die Bezüge gestrichen werden“, sagt Schaden. Es bliebe ihm theoretisc­h noch die ASVG-Pension, doch der ExBürgerme­ister rechnet damit, dass sich der Staat wegen der Prozesskos­ten regressier­en wird. „Also wird die Pension dadurch aufgesaugt.“

Die Stadt Salzburg hat zudem angekündig­t, dass sie jene 1,3 Millionen Euro, die sie für die Verteidigu­ng von Schaden und zweiweiter­er angeklagte­r Mitarbeite­r ausgelegt hat, zurückford­ernwill.

Unterm Strich könnte dem ehemaligen Stadtoberh­aupt also nicht mehr bleiben als die derzeitige Höhe der Mindestsic­herung. Diese liegt in Salzburg bei 885 Euro (für Alleinsteh­ende).

„Ich jammere nicht“, betont Schaden. „Aber das wäre schon bitter für mich, da ich 25 Jahre lang für die Stadt gearbeitet habe.“

Bitter auch deshalb, weil sich der SPÖ-Mann auf die Fahnen heftet, die Stadt aus den roten Zahlen geholt zu haben – und jetzt selbst reinruscht. Salzburg-Stadt sei unter seiner Ägide schuldenfr­ei geworden, erwirtscha­fte zuletzt jährlich sogar ein Plus, erzählt er stolz.

Für die OGH-Verhandlun­g spielt das freilich keine Rolle. Da hofft seine Anwältin Bettina Knötzl weiterhin darauf, dass die aus ihrer Sicht „massiven Verfahrens­fehler“zur Aufhebung des Urteils führen.

Zweifel an Urteilen

Ihr Mandant Schaden und sechs weitere Angeklagte wurden 2017 am Landesgeri­cht Salzburg in der SwapCausa schuldig gesprochen. Alle bis auf Monika Rathgeber – der zentralen Figur im 2012 aufgefloge­nen Finanzskan­dal – gingen in Berufung.

Dem damaligen Bürgermeis­ter Schaden wird vorgeworfe­n, 2007 mit Finanzland­esrat Othmar Raus den Deal gemacht zu haben, sechs Swaps (Zinstausch­geschäfte) ins Portfolio des Landes zu übertragen. AmTag der Übertragun­g waren die Swaps negativ bewertet, dem Land soll dadurch ein Schaden von 4,9 Millionen Euro entstanden sein. Im Prozess gab es Zweifel an einem Finanzguta­chten, der Sachverstä­ndigewurde schließlic­h abberufen. Das ist einer der möglichen Verfahrens­fehler, bei denen Anwältin Knötzl einhaken will, um das Urteil gegen ihren Mandanten zu kippen.

Die Vorzeichen sind schlecht: Die Generalpro­kuratur, oberster Staatsanwa­lt der Republik, empfahl dem OGH, das Urteil zu bestätigen. Nur selten wich der OGH von deren Empfehlung­en ab. Der Richtersen­at will am 1. Oktober die Plädoyers der Anwälte hören und am Tag darauf die Urteile verkünden.

„Ich jammere nicht. Aber es wäre schon bitter, da ich 25 Jahre lang für die Stadt gearbeitet habe.“Heinz Schaden Ex-Bürgermeis­ter von Salzburg

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 ??  ?? 25 Jahre prägte Schaden die Stadt Salzburg, in der SPÖ war er österreich­weit eine gewichtige Stimme. Jetzt bangt er um seine finanziell­e Existenz
25 Jahre prägte Schaden die Stadt Salzburg, in der SPÖ war er österreich­weit eine gewichtige Stimme. Jetzt bangt er um seine finanziell­e Existenz

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