Kurier

DieKatzen sind zurück

Heute Abend feiert das Kult-Musical in einer neuen Inszenieru­ng im Ronacher Premiere.

- MARKUS SPIEGEL

Nach Jahren wieder auf dem Spielplan: „Cats“imRonacher.

In meiner aktiven Zeit als Musik produzent flog ich traditione­ll zweimal im Jahr nach London und New York, um mir neue Shows anzuschaue­n. Das war eigentlich verpflicht­end, da ich für unzählige deutschspr­achige CastAufnah­men verantwort­lich war. Informiert zu sein war wichtig, denn bekanntlic­h schläft die Konkurrenz nicht.

So geschehen auch 1981. Am 11. Mai hatte „Cats “Weltpremie­re im New London Theatre. Eintrittsk­arten auf regulärem Weg zu bekommen war für absehbare Zeit unmöglich. Ein mir bekannter Schwarzhän­dler machte es aber möglich. Zu zahlen hatte ich das Dreifache des offizielle­n Kartenprei­ses.

So sah auch ich Wochen später diese Produktion, die mich künstleris­ch restlos begeistert­e. Über einen langfristi­g kommerziel­len Erfolg hatte ich keine Zweifel, selbst als ausgewiese­ner Hundeliebh­aber. Nach dem Abgang von Rolf Kutschera übernahm der beliebte Schauspiel­er Peter Weck die Intendanz des Theaters an der Wiens, damals ausschließ­lich der Sparte Musical gewidmet.

Weck ging auf Stücksuche, denn damals gab es im deutschspr­achigen Raum kaum Komponiste­n und Autoren, die sich mit dem Genre beschäftig­ten. Am Londoner Westend wurde er fündig. Auch er sah „Cats“, das sechste Musical des britischen Komponiste­n Andrew Lloyd Webber, der zuvor fast konkurrenz­los die spektakulä­r erfolgreic­hen Werke „Jesus Christ Superstar“, und „Evita“schrieb. Mit „Cats“allerdings hat er seine bisherigen Erfolge weit in den Schatten gestellt. Nicht nur für ihn selbst, sondern auch für das Genre wurde es zum größten Erfolg bis dato.

Geheimnis des Erfolgs

Es gelang Weck, die Produktion samt Leading Team zu importiere­n. Dem hoch reputierte­n Regisseur Trevor Nunn stand Gillian Lynnes zur Seite, die mit ihren sensatione­llen Choreograf­ien ganz wesentlich zum Erfolg beitrug.

Dabei ist die Vertonung von T. S. Eliots Gedichtban­d „Old Possum’s Book Of Practical Cats“eigentlich ein Bruch mit der bisherigen Musicaltra­dition. Katzengedi­chte als Musical? Die Song-andDance-Revue mit minimaler Handlung spielt in der Einheiteit­skulisse einer Müllhalde, wo sich die unterschie­dlichsten Katzenchar­aktere treffen um sich beim alljährlic­hen „Jellicle Ball“zu präsentier­en. Als Preis wird ein weiteres Katzenlebe­n gewährt. Um dieses bewerben sich der Katzen-Casanova „Rum Tum Tugger“, die scheckige „Gumbie“Katze, das lausbübisc­he Pärchen „Mungojerri­e“und „Rumpleteaz­er“, der kriminelle Kater „Macavity“, der geheimnisv­olle Zauberer „Mr. Mistoffele­es“und die herunterge­kommene HalbweltDa­me „Grizabella“, die in dem Hit „Memory“in Erinnerung an bessere Zeiten als „Glamour“-Katze schwelgen darf. Als Katzenober­haupt fungiert „Old Deuteronom­y“.

Am 24. September 1983 war die Premiere der umjubelten deutschspr­achigen Erstauffüh­rung. Just an diesem Tag hatte ich einen Termin mit Peter Weck, um über die Aufnahmere­chte zu verhandeln. Als ich in sein Zimmer trat, sah ich eine Glasmenage­rie aus lauter kleinen Katzen. Darauf angesproch­en meinte Weck: „Jedes Ensemblemi­tglied bekommt eine als Premiereng­eschenk“. Damit bewies der Direktor, dass er auch Stil hatte. Die Aufnahme musste ich an die Polydor abgeben, da diese schon die Londoner Produktion gesichert hatte, samt einer Option auf fremdsprac­hige Aufnahmen. Unter der musikalisc­hen Leitung von André Bauer sangen und tanzten Angelika Milster, Ute Lemper, Joachim Kemmer und Steve Barton, später übernahmen u. a. Mercedes Echerer, Kim Duddy und Pia Douwes Rollen. Nach sieben Jahren und 2.080 Vorstellun­gen fiel der letzte Vorhang für „Cats“. Für Ute Lemper war es der Start ihrerWeltk­arriere.

Erwartunge­n

Nach mehr als 30 Jahren hat Intendant Christian Struppeck dasWerk wieder auf den Spielplan gesetzt, diesmal im Ronacher. Heute, Freitag, findet die Premiere statt. Das Interesse ist enorm, die Erwartungs­haltung hoch. Da sollte eigentlich nichts schiefgehe­n, falls die Besetzung stimmt und nichts zum Nachteil der Originalpr­oduktion verändertw­urde.

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Das erfolgreic­hste Musical aller Zeiten: „Cats“wird wohl im Ronacher für keinen Katzenjamm­er sorgen
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Akrobatisc­h und populär: Die Katzen schnurren wieder im Ronacher
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