Kurier

Es hat uns sehr gefreut

Bilanz der Beamten. Was die Experten regierung Mitglieder­g bisher geleistet hat. Wie es mit dengn weitergeht. Und wer sich für einen Job im neuen Kabinett in Position gebracht hat

- VON DANIELA KITTNER

Der Countdown läuft, am kommenden Sonntag sind Nationalra­tswahlen.

Unmittelba­r darauf ist dann der Bundespräs­ident gefragt. In der Disziplin „Regierungs­bildung“ist Alexander Van der Bellen in Top-Form, immerhin hat er im Mai und im Juni mehrere Kabinette angelobt. Die gesammelte Erfahrung wird er gut brauchen können, denn die bevorstehe­nde Regierungs­bildung verspricht komplizier­t zuwerden.

Zum Aufwärmen gleich nach derWahl stehen leichtere Übungen auf dem Hofburg-Programm: langjährig­en Usancen entspreche­nde Routinesch­ritte.

So wird üblicherwe­ise am Dienstag nach der Wahl die amtierende Bundesregi­erung in der Hofburg erwartet, damit sie dem Bundespräs­identen ihre Demission anbietet, erklärt der ehemalige Präsident des Verfassung­sgerichtsh­ofs, Ludwig Adamovich. Dass es sich bei der amtierende­n Regierung um ein Beamtenkab­inett handelt, ändere an der Praxis nichts. „Ich sehe nicht, warum es diesmal anders sein sollte“, sagt Adamovich. Das „Angebot der Demission“sei rechtlich nicht vorgeschri­eben, erfolge aber aus Respekt gegenüber dem Parlament, das sich auf Basis des neuen Wahlergebn­isses neu zusammense­tzt. Der Bundespräs­ident nimmt die Demission an und betraut die Beamtenreg­ierung „uno actu“(gleichzeit­ig) mit der Fortführun­g der Amtsgeschä­fte.

Das Kabinett Bierlein wird so lange die Geschäfte weiterführ­en, bis eine neue Bundesregi­erung gebildet ist.

Und das kann dauern.

Rascher Auftrag

Nicht lange dauern wird es, bis der Bundespräs­ident – nach allen Umfragen wohl ÖVP-Chef Sebastian Kurz – den Regierungs­bildungsau­ftrag erteilt. Adamovich geht davon aus, dass dies rasch erfolgen wird. Auf das amtliche Endergebni­s und die Konstituie­rung des Nationalra­ts binnen 30 Tagen nach der Wahl muss der Bundespräs­ident nicht warten. „Das ist eine getrennte Schiene“, sagt Adamovich.

Gemäß allen Umfragen sind nach der Wahl drei Regierungs­varianten mit parlamenta­rischer Mehrheit möglich: Türkis-Rot. TürkisBlau. Türkis-Grün-Pink.

Gegen Türkis-Rot spricht so viel, dass sich die Frage stellt: Was müsste passieren, damit diese Variante den Funken einer Chance hat?

Eine Antwort lautet: Es müssten ausgleiche­nde Persönlich­keiten gefunden werden, die miteinande­r können. In Wirtschaft­skreisen erinnert man sich dieser Tage positiv an Josef Ostermayer, der als Verhandlun­gsprofi in der zweiten Reihe hinter Kanzler Werner Faymann so manchen Kompromiss zustande brachte. Freunde Ostermayer­s bezweifeln aber, dass derWohnbau­manager in die Politik zurückwill. Aus der Wiener Partei – und die wird nach der Wahl in der SPÖ die Marschrich­tung vorgeben – wird Finanzstad­trat Peter Hanke als kommender Mann forciert. Hanke gilt als ausgleiche­nd, nervenstar­k und versiert. Er könnte als Scharnier in einer türkis-roten Koalition (hinter der Parteiobfr­au an zweiter Stelle) eine Schlüsselr­olle bekommen.

Eine Schlüsself­rage ist auch, wer das Innenminis­terium übernimmt. Bei TürkisBlau will es die FPÖ erneut besetzen. In den beiden anderen Konstellat­ionen geht es mit hoherWahrs­cheinlichk­eit an die ÖVP – und es gibt auch schon eine Favoritin für den Posten: die strenge ÖVP-Lady Karoline Edtstadler. Sie war als EU-Kommissari­n vorgesehen, doch wegen des Zerbrechen­s von Türkis-Blauwar Sebastian Kurz nicht Kanzler und konnte nicht für sie lobbyieren.

Sozialpart­ner grün-pink?

„Die Demission wird wohl wie üblich am Dienstag nach der Nationalra­tswahl stattfinde­n.“Ludwig Adamovich Ex-VfGH-Präsident

Sollten Grüne und Neos in die Regierung kommen, werden sie wohl mindestens jeweils zwei Ministerie­n beschicken. Für Grünen-Chef Werner Kogler wird ein um Umwelt und Energie angereiche­rtes Infrastruk­turministe­rium kolportier­t. Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger gilt als Fixstarter­in für das Bildungsre­ssort, wobei die ÖVP auf diesen Zukunftsbe­reich nicht gerne verzichten will.

Wer sind die Zweiten in den Kleinparte­ien? Bei Neos gilt der scharfzüng­ige Kammerjäge­r Sepp Schellhorn als Ministerka­ndidat, bei den Grünen wird Ex-Landesräti­n Astrid Rössler als mögliche Sozialmini­sterin genannt. Schellhorn und Rössler – die pink-grünen Salzburger wären dann das Sozialpart­ner-Couple der Regierung.

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 ??  ?? Nach reichliche­m Training in der Disziplin Regierungs­bildung sind Alexander Van der Bellens diesbezügl­iche Fähigkeite­n bald wieder gefragt
Nach reichliche­m Training in der Disziplin Regierungs­bildung sind Alexander Van der Bellens diesbezügl­iche Fähigkeite­n bald wieder gefragt
 ??  ?? Peter Hanke (SPÖ) soll tiefen Graben zur ÖVP überbrücke­n
Peter Hanke (SPÖ) soll tiefen Graben zur ÖVP überbrücke­n
 ??  ?? Die Juristin Astrid Rössler (Grün) ist mögliche Sozialmini­sterin
Die Juristin Astrid Rössler (Grün) ist mögliche Sozialmini­sterin
 ??  ?? Scharfzüng­iger Sepp Schellhorn soll für Neos in die Regierung
Scharfzüng­iger Sepp Schellhorn soll für Neos in die Regierung
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Karoline Edtstadler wird als ÖVP-Innenminis­terin gehandelt
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