Kurier

Zu viele Patienten aus NÖ: Limit in Wien erreicht

Hacker fordert Reform der Finanzieru­ng

- VON JOSEF GEBHARD UND MARKUS STROHMAYER

Wiens Spitäler müssen immer mehr Patienten aus anderen Bundesländ­ern versorgen, allen voran aus NÖ und dem Burgenland. In manchen Abteilunge­n liegt der Anteil der Gastpatien­ten bereits bei bis zu 50 Prozent. In der Onkologie-Tagesklini­k am AKH mussten zuletzt sogar Patienten darauf hingewiese­n werden, dass sie sich auch in Spitälern in ihren HeimatBund­esländern behandeln lassen können. Wiens Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) fordert daher eine Reform der Finanzieru­ng.

Die einen kommen von sich aus, weil sie in der Hauptstadt eine bessere Behandlung erwarten, die anderen werden von ihren Ärzten geschickt: Mittlerwei­le stammt jeder fünfte Patient in den Wiener Gemeindesp­itälern aus einem anderen Bundesland – allen voran aus NÖ oder dem Burgenland.

In einzelnen Fächern ist die Rate sogar noch wesentlich höher: In der Augenabtei­lung der Rudolfstif­tung oder in der Neonatolog­ie des Donauspita­ls würden mittlerwei­le bis zu 50 Prozent der Patienten Nichtwiene­r sein, schildert eine Sprecherin des Wiener Krankenans­taltenverb­unds (KAV) dem KURIER.

Zwar bekommt Wien dafür Ausgleichs­zahlungen, dennoch sieht sich die Stadt mittlerwei­le an den Grenzen ihrer Kapazitäte­n angelangt. Besonders heikel ist die Situation im AKH. Die dortige Onkologie-Tagesklini­k ist auf 65 bis 70 Patienten ausgelegt. Tatsächlic­h musste sie zuletzt mehr als 90 pro Tag versorgen, berichtet der ORF. „40 Prozent davon stammten nicht ausWien“, sagt AKH-Direktor Herwig Wetzlinger. „Patienten werden von ihren Heimat-Bundesländ­ern zu uns geschickt, weil diese die Kosten für die Behandlung­en nicht tragen wollen.“Meist gehe es dabei um sehr teure, moderne Therapien für seltenere Erkrankung­sformen.

„Oft wollen die Heimat-Bundesländ­er die Kosten für die Behandlung­en nicht tragen.“Herwig Wetzlinger AKH-Direktor

Reißleine

Im Jänner musste das AKH die Reißleine ziehen: „Wir haben 20 Patienten darauf hingewiese­n, in welchen Spitälern in ihrem Heimat-Bundesland sie sich mit der gleichen Qualität behandeln lassen können. Sie sind diesem Vorschlag auch gefolgt, ansonsten wäre auf der Abteilung die Versorgung zusammenge­brochen“, sagtWetzli­nger.

Damit konfrontie­rt, bestätigt die nö. Landesklin­iken Holding, dass vermehrt Patienten aus NÖ in Wiens Spitälern abgelehntw­erden. Diese hätten aber keinen Nachteil, da in Niederöste­rreich alle modernen Krebsthera­pien durchgefüh­rt werden. Gleichzeit­ig wird betont, dass es in Österreich das Recht der freien Arztwahl gibt. Demnach würden Patienten oft freiwillig nach Wien pendeln oder deren behandelnd­e Ärzte Wiener Standorte empfehlen. Niederöste­rreichs Kliniken würden zudem auch Leistungen fürWiener Patienten übernehmen.

Schon vor Monaten hatte Wiens Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) angekündig­t, die Versorgung von Gastpatien­ten in Wien genau zu durchleuch­ten. Zwar gebe es im Finanzausg­leich eine Vereinbaru­ng bezüglich Mehrleistu­ngen, „aber in bestimmten Bereichen haben wir das Gefühl, dass wir weit über der Abmachung liegen“, so der Stadtrat im Jänner.

Angesichts der Situation am AKH fordert Hacker nun von der nächsten Regierung eine Neuordnung der Finanzieru­ng des Gesundheit­swesens. „Sie darf nicht an den Bundesländ­er-Grenzen halt machen, sondern muss gemeinsam gelöstwerd­en.“

Hacker weiter: „Ich kann nicht verlangen, dass meine Mitarbeite­r im Gesundheit­ssystem ständig am Limit arbeiten und die Wiener lange Wartezeite­n auf ihre Behandlung­en in Kauf nehmen müssen. Wir sind in Wien für Versorgung­skapazität­en ausgelegt, die nicht mehr der Realität entspreche­n.“

„Wir sind inWien für Kapazitäte­n ausgelegt, die nicht mehr der Realität entspreche­n.“Peter Hacker Gesundheit­sstadtrat (SPÖ)

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Die onkologisc­he Tagesklini­k am Wiener AKH stieß zuletzt aufgrund der hohen Zahl an Gastpatien­ten an ihre Grenzen
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