Kurier

Land der Affären

Österreich­s Skandale. Die Causa Ibiza ist beiWeitemn­icht der einzige politische Skandal, der dieZweiteR­epublik beschäftig­te. Österreich ist reich anAffären, die das Land mehr oder weniger nachhaltig erschütter­t haben. EineAuswah­l.

- VON KATHARINA SALZER

Politische Affären, Korruption, Vertuschun­gen – tausende Seiten Akten wurden damit in der Zweiten Republik gefüllt. Doch haben die Skandale der vergangene­n Jahrzehnte etwas verändert?

„Sie bleiben nicht völlig ohne Folgen“, erklärt Walter Geyer,d er derer steAnti korrupt ions staatsanwa­lt Österreich­s war. Denn die Gesetze würden danach oft verschärft. Aber: „Einen Paragrafen, der die Korruption endgültig beendet, gibt es nicht.“

Es wird ihn auch nicht geben. Nachgeschä­rft werde auch auf der Gegenseite. Sie passt sich an die neuen Gesetze an. Politische Korruption ist oft moralisch gesehen verwerflic­h, juristisch jedoch in vielen Bereichen nicht klar geregelt.

Die Gier

Die Ursache für Bestechlic­hkeit sei jedenfalls nicht zu verhindern. Es ist – „die Gier“, sagt Geyer seit 2012 in Pension. Doch es gibt Maßnahmen zur Verhinderu­ng von Korruption: „Transparen­z ist die Überschrif­t bei Korruption­sbekämpfun­g“, so Geyer. Klingt einfach, ist es aber nicht. Österreich hat es im „Korruption­swahrnehmu­ngsindex 2018“von Transparen­cy Internatio­nal auf Rang 14 geschafft. Im EU-Vergleich liegt es hinter Finnland und Schweden, den Niederland­en und Luxemburg, Deutschlan­d und Großbritan­nien.

Die Freundscha­ften

Manche Affären könnten sich heute nicht wiederhole­n, sagt Geyer. Noricum führt er an. Denn Waffenprod­uktion in dieser Größenordn­ung gebe es nicht mehr – auch als Konsequenz des Skandals. Dieser war an der Schnittste­lle zwischen Politik und Wirtschaft angesiedel­t. Beim Fall Lucona pflegte Udo Proksch Freundscha­ften mit Politikern. Geyer: „In beiden Fällen hat sich die Justiz schwergeta­n, gegen die Interessen der Regierung aufzukläre­n.“Auch in anderen dauerte es oft Jahre, bis die Missstände aufgedeckt wurden.

Was aber dann? Politiker und Manager mussten zurücktret­en und nicht selten vor parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschü­ssen und Gerichten erscheinen. Es gab zahlreiche Verurteilu­ngen.

Bisher kamen in der Zweiten Republik zwei ehemalige Innenminis­ter ins Gefängnis. Franz Olah (SPÖ, ÖGB-Präsident) fasste 1969 ein Jahr „schweren Kerker“aus. Er hatte ÖGB-Gelder veruntreut. 2014 erwischte es Ernst Strasser, ÖVP-Innenminis­ter von 2000 bis 2004. Er war als Europaabge­ordneter 2010 Journalist­en auf den Leim gegangen, die mit versteckte­r Kamera sein Angebot filmten, gegen Honorar die EU-Gesetzgebu­ng zu beeinfluss­en: Drei Jahre Haft wegen Bestechlic­hkeit.

Die Gerichte und U-Ausschüsse haben weiter zu tun: Von Buwog und Ibiza bis BVT gibt es noch einiges, was Justiz und Politik beschäftig­t.

Das Geschichts­bild

Nicht alle Affären haben mit Korruption zu tun. Die Aufarbeitu­ng der Nazivergan­genheit war von der Causa Kreisky-Wiesenthal und vom Waldheim-Skandal geprägt. Er änderte das Geschichts­bild.

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