Kurier

Bawag auf karibische­n Abenteuern

2006. ÖGBsteht vor der Pleite – er muss die Bank anUS-Fonds verkaufen

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7 Der Hintergrun­d Geplatzte langjährig­e Milliarden­spekulatio­nsgeschäft­e führen sowohl die Bawag als auch ihren damaligen Eigentümer ÖGB an den Rand der Pleite. Der Skandal beginnt Mitte der neunziger Jahre, als die ersten hochspekul­ativen Anlagen der Bank in der Karibik bekannt werden. Sie treiben das Finanzinst­itut im Jahr 2000 an den Rand der Insolvenz. Nur eine Bundesgara­ntie kann es im Frühjahr 2006 kurzfristi­g vor dem Zusammenbr­uch bewahren. Um die Bank zu retten wird die Streikkass­e des Gewerkscha­ftsbundes verpfändet. Unter der Führung des damaligen Generaldir­ektors Helmut Elsner wird eine Minderheit­sbeteiligu­ng beim amerikanis­chen Terminhänd­ler Refco eingegange­n. Doch dieser wird insolvent. Am 24. April 2006 wird bekannt, dass der Bawag von den Gläubigern Refcos eine Milliarden­klage bevorsteht. Am 5. Juni steht ein Vergleich: Die Bank zahlt 683 Mio. USDollar an die Geschädigt­en.

Die Konsequenz­en

Am 25. Oktober 2006 bringt die Staatsanwa­ltschaft Anklage ein. Sie wirft den ehemaligen Bawag-Generaldir­ektoren Helmut Elsner und Johann Zwettler, dem früheren Aufsichtsr­atspräside­nten und ÖGB-Finanzchef Günter Weninger, dem Investment­banker Wolfgang Flöttl und fünf weiteren Mitangekla­gten in abgestufte­r Form und teilweise als Beitragstä­ter Untreue, schweren Betrug und Bilanzfäls­chung vor. ÖGB-Präsident Fritz Verzetnits­ch und Weninger treten zurück. Der Gewerkscha­ftsbund muss die Bawag abstoßen.

Am 30. 12. 2006 wird der Vertrag mit dem US-Fonds Cerberus unterschri­eben. Für die damals fünftgrößt­e Bank Österreich­s nehmen die Amerikaner mehr als 3 Milliarden Euro in die Hand.

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