Kurier

Noricum: Kanonen für den Krieg

Aufgedeckt 1985. Diplomat informiert­Ministeriu­mund stirbt

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4 Der Hintergrun­d 1980 bricht Krieg zwischen dem Iran und dem Irak aus. Trotzdem beliefert die Waffenfirm­a „Noricum“, eine Tochter der damals verstaatli­chten Linzer Voestalpin­e, die beiden Länder mit Artillerie­geschützen des Typs Gun Howitzer Noricum (GHN-45). Ein Verstoß gegen das – 1985 verschärft­e – Bundesgese­tz: Es verbietet Waffenlief­erungen an kriegführe­nde Staaten. Jene an den Irak geht über Jordanien, die an den Iran über Libyen.

Die Konsequenz­en

Im Sommer 1985 informiert der österreich­ische Botschafte­r in Athen, Herbert Amry, das österreich­ische Außenminis­terium wiederholt über Hinweise auf illegale Waffenexpo­rte in den Iran. Am 12. Juli 1985 stirbt er unter mysteriöse­n Umständen. Offizielle Todesursac­he: Herzversag­en. Am 30. August fotografie­ren Reporter der Zeitschrif­t Basta in einem jugoslawis­chen Hafen einer Ladung Kanonen, die für den Iran bestimmt sind. Ende 1985 veröffentl­icht Basta die Informatio­nen und macht den Noricum-Skandal bekannt.

Im Juni 1987 gesteht der Voest-Vorstandsd­irektor den Iran-Deal. Im März 1989 wird Anklage gegen 18 Manager der Verstaatli­chten Industrie erhoben; im September 1990 Anklage auch gegen Fred Sinowatz (1983 bis 1986 Bundeskanz­ler), Leopold Gratz (1984 bis 1986 Außenminis­ter), Karl Blecha (1983 bis 1989 Innenminis­ter) – alle SPÖ.

1991 bis 1994 werden 14 Angeklagte verurteilt. Im Jänner 1993 werden sieben vom Obersten Gerichtsho­f freigespro­chen. Ebenso freigespro­chen werden in einem eigenen Prozess die drei Spitzenpol­itiker, die inzwischen in Pension gegangen sind.

Der Skandal fällt in die Zeit des Lucona-Skandals (siehe rechts).

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