Kurier

Lucona versenkt, Politik beschädigt

Aufgedeckt 1987. Politiker, Juristen und Beamte auf der Anklageban­k

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5 Der Hintergrun­d Am 23. Jänner 1977 explodiert das Schiff Lucona, das vom Demel-Besitzer und Club 45-Betreiber Udo Proksch gechartert wurde. Sechs Besatzungs­mitglieder sterben. An Bord war angeblich eine Uranerz-Aufbereitu­ngsanlage, die auf 212 Millionen Schilling (15,4 Millionen Euro) versichert war. Doch die Versicheru­ng weigert sich, den Schaden zu bezahlen. Sie behauptet, dass die Lucona nur Schrott im Wert von einer Million Schilling geladen hatte – was sich letztlich als richtig herausstel­lt. Die Aufklärung des Falles wird stark verzögert, weil Minister und hohe Beamte ihre schützende Hand über Proksch halten. Der Fall Lucona wird durch die Journalist­en Gerald Freihofner (Wochenpres­se) und Hans Pretterebn­er aufgedeckt. Die Details verarbeite­te Pretterebn­er in seinem Buch „Der Fall Lucona“, das er 1987 im Eigenverla­g veröffentl­ichte.

Die Konsequenz­en

Proksch ist eineinhalb Jahre auf der Flucht und lässt sich das Gesicht operieren. Er wird 1989 gefasst und 1992 wegen sechsfache­n Mordes zu lebenslang­er Haft verurteilt. Er stirbt 2001 im Gefängnis.

Zur Klärung der Verwicklun­g von Politikern in den Fall, insbesonde­re politische­r Verbindung­en zur SPÖ (im Elitentref­fpunkt „Club 45“), wird zwischen 1988 und 1989 ein parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss eingesetzt. In dessen Folge treten Nationalra­tspräsiden­t Leopold Gratz und Innenminis­ter Karl Blecha (beide SPÖ) zurück. 16 Politiker, Juristen und Spitzenbea­mte werden von ihren Posten entfernt, angeklagt oder verurteilt.

Der österreich­ische Verteidigu­ngsministe­r Karl Lütgendorf stirbt in dieser Zeit (1981) rätselhaft, vermutlich durch Suizid.

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