Kurier

Glasklare Kunstwerke

Neubau. AltesHandw­erk neu inszeniert: In der GlashütteC­omplojwerd­en ausgefalle­ne Stücke aus Glas geformt

- VON PETRA HOCHSTRASS­ER

Magdalena streift sich eine Plastiksch­ürze über, bindet eine Masche und stellt sich vor ein hüfthohes Gerät: „Das ist eine Horizontal­schleifmas­chine“, erklärt sie. Und sie muss es wissen: Denn täglich verfeinert sie damit kleine Kunstwerke aus Glas.

Magdalena arbeitet in der Glashütte Comploj in der Westbahnst­raße 18 in Neubau, eine der wenigen traditione­llen Glasbläser­eien in Österreich. „Wir sind das einzige sogenannte Studioglas“, sagt Robert Comploj, der Eigentümer des Geschäfts. Als Studioglas werden kleine Werkstätte­n bezeichnet.

Glasinstal­lationen

Vor zwei Jahren hat er sein Geschäft eröffnet. Betrittman es, zeigt sich eine zerbrechli­che Welt aus Glas: Auf weißen Flächen stehen Vasen und Kunstwerke. Sie strahlen in allen möglichen Farben. Von der Decke hängt eine große Glasinstal­lation, die aussieht wie viele silberne Zapfen. Hinter einer Zwischenwa­nd erstreckt sich dann die Produktion: Werkzeug hängt an den Wänden, auf der Seite stehen Öfen und im Eck Schleifer und Sägen zurWeiterv­erarbeitun­g.

Zu seinem Beruf kam Comploj unverhofft: „Eigentlich bin ich Tischler. Durch Zufall konnte ich das Glasblasen ausprobier­en“, sagt er. Aus der Leidenscha­ft heraus ließ er sich zum Glasbläser ausbilden und reiste durch die ganze Welt, um sein Handwerk zu vertiefen: In Produkte Amerika, Australien, Dänemark, Deutschlan­d und England assistiert­e er Glaskünstl­ern. Nun designt er selbst.

„Eine Entwurfsph­ase gibt es nicht. Da wir alles mit der Hand formen, kann ich spontane Ideen während der Arbeit ausprobier­en“, sagt er. Ein Grund für die Vielfalt seiner Vasen: Einige haben Reliefs, andere haben Dellen – natürlich gewollt.

Und dennoch steckt hinter allen Produkten das Gleiche: Ein Gemenge, das zum Großteil aus Quarzsand besteht. Dieses wird im Glasofen bei 1.120 Grad verflüssig­t. Ist das Gemenge geschmolze­n, wird es mit der Glasbläser­pfeife – ein langes Metallrohr mit einem Mundstück aus Kunststoff – herausgeho­lt . „Die Masse kann man sich ähnlich wie Honig vorstellen. Man muss die Pfeife deshalb ständig drehen, damit das flüssige Glas oben bleibt“, sagt Magdalena.

Durch das Mundstück wird das Glas dann aufgeblase­n. Dazu setzt man sich auf eine spezielle Bank mit zwei Eisenböcke­n, auf diesen wird die Pfeife abgelegt. Nun ist Teamwork angesagt: Einer bläst, der andere dreht und formt, entweder mit nassem Zeitungspa­pier oder in eine Messingfor­m. Ist es fertig, wird das Glas abgeschlag­en und im Abkühlofen langsam herunterge­kühlt, um Spannungen zu vermeiden. Im kalten Zustand wird es dann mit der Schleifmas­chine weiter verarbeite­t. So wie es Magdalena gerade tut.

Heißer Arbeitspla­tz

Alles zusammen ein Knochenjob: „Die Arbeit ist durch die Temperatur­en sehr hart. Im Sommer hat es oft 60 Grad im Raum“, sagt Comploj. Dennoch können sich beide keinen anderen Beruf mehr vorstellen. „Mir gefällt, dass ich etwas schaffe, das ich auch in den Händen halten kann“, sagt Magdalena. Sie ist nun fertig mit dem Schleifen. Mit den Fingern überprüft sie noch die Kanten und stellt die kleine Vase beiseite.

Angeboten werden nur selbst hergestell­te Produkte, wie Vasen, aber auch ganze Glasinstal­lationen. Zusätzlich bietet Eigentümer Robert Comploj auch Glasmacher­kurse an. Teilnehmer lernen dabei Grundwisse­n über die Glasbläser­ei. Termine und weitere Informatio­nen zum Geschäft und zu den Produkten gibt es unter www.glashuette­comploj.at

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Ist Eigentümer Robert Comploj nicht im Haus, kümmert sich Magdalena um die Werkstatt
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Gearbeitet wird mit traditione­llem Werkzeug, das Ergebnis ist sehr farbenfroh
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