Rosinen aus der Gurkenliga
Was für ein Fußball-September. Noch nie seit der Existenz von SocialMedia, seit online Gelegenheit zum anonymen Wettschimpfen besteht, waren notorisch Unzufriedene so schmähstad.
DieNationalelf deklassierte in der EM-Qualifikation Lettland 6:0 und ließ danach gegen den FC Lewandowski alias Polen inWarschaukeinTor zu.
Die neue U 21 startete mit Siegen ihre EM-Qualifikation. DieU-19- undU-18-Auswahlen kehrten von Vierländerturnieren aus LettlandundSchweden alsPokalsiegerheim, wasoffensichtlich so selbstverständlich war, dass die Erfolge unerwähnt blieben.Und in dieser Woche gab es nur mit dem ORF einen rot-weiß-roten Verlierer, zumal der beiden EuropacupSensationen nicht im Bilde war.
Drei Spiele, drei Siege, 11:2 Tore. Dank Salzburg, das bei der Champions-League-Premiere Belgiens Meister Genk mit 6:2 deklassierte. Dank dem LASK, dessen Spieler sich trotz des 1:0 über Rosenborg Trondheim selbstkritisch äußerten. Und dank denWolfsberger 4:0Siegern von Mönchengladbach, bei deren Heimkehr der Herr Pfarrer eine Viertelstunde die Kirchenglocken läuten ließ.
Angesichts dieser Erfolge stellt sich die Frage, ob die oft als Gurkenliga verspottete Meisterschaft nicht besser ist als ihr Ruf? Ob sie sportlich unterschätzt wird wegen des tristen Umfelds mit leeren Tribünen und parkenden Autos hinterdemTor? Schon vor dem 4:0 hatten der deutscheWolfsberg-Legionär Lukas Schmitz und Gladbachs deutscher von Salzburg gekommener Trainer Marco Rose in diese Richtung argumentiert.
Dosen-Power
Bemerkenswert, wieRose auch nach seiner ärgsten Trainerpleite Haltung bewahrte und Wolfsberg euphorischpries.
Unleugbar, dass sowohl im LASK (der von Red Bull Salzburg gekommene Oliver Glasner hatte in Linz die Basis zum Aufschwunggelegt) alsauchim WAC(TrainerGerhardStruber kam im Sommer von der Bullen-Dependance Liefering) Dosen-Ideologie steckt.
Erfreulich, dass insgesamt 25 Österreicher beim LASK (zehn), dem WAC (zehn) und Salzburg (fünf) mitwirkten – mehr als die beiden Wiener Großklubs zusammen in ihren Kadernhaben.
Verblüffend, dass die Deutschen schon seit sieben Spielen gegen österreichische Teams sieglos sind, weshalb die Bild gestern titelte: „Hilfe, die Ösis machenuns ganz Krankl.“
Noch sollte die Kirche samt der Wolfsberger Glock’n im Dorfgelassenwerden. Dochdie Gefahr, dass die Bäume in den Himmel wachsen, verhindern ohnehin jene 299, die auf dem Spielfeld des Klagenfurter Stadions gepflanzt wurden. Wegen des Kunstprojekts „For Forest“muss der WAC mit allen dreiEuropa-League-Spielenins halb so große Grazer Stadion ausweichen. Wer konnte auch ahnen, dass der WAC sich a) qualifizieren, b) in Gladbach so auftrumpfen würde undc) jetzt 30.000 Tickets für das Heimspiel gegenASRomav erkaufen könnte?
Dassam24. Mai2020in der letzten Runde der zweiten Bundesliga das vielleicht über den Aufstieg entscheidende Spiel Austria Klagenfurt – Wacker Innsbruck stattfindet, steht allerdings seit Monaten fest. Trotzdem wird die Klagenfurt er Austria (derzeit Tabellenführer) an diesem Mai-Tag nur auf einem Aus weichp latz erl kicken dürfen. DasWörth er see-Stadion ist für die deutsche Rock band Rammst ein reserviert.
Raue Töne garantiert. Ob so oder so. Kärntenis aWahnsinn.