Lavant, Kušej – und jetzt der WAC
Eine Stadt im Ausnahmezustand. Die Mode-Lady desKURIERüber ihrenGeburtsort und die neue Liebe zumFußball MeinWolfsberg
Wolfsberg. Was fällt mir als Erstes ein, wenn ich an meine Geburtsstadt denke? Das Schloss! Auf einem Hügel im Norden gelegen, überragt es die Stadt in altherrlicher Schönheit. Gott sei Dank ist es keinem Investor bis jetzt gelungen, wenn man von Klagenfurt kommend auf Wolfsberg zufährt, den Blick auf Häuser, Kirche und das prachtvolle Gemäuer darüber verbauen zu lassen. Was für eine Freude, das Restaurant im Schloss zu besuchen und den Blick über das Lavanttal zu genießen!
Christine Lavant fällt mir als Nächstes ein. Schon als Jugendliche liebte ich ihre Gedichte. Was für ein Zufall, als ich erfuhr, wer im Krankenheim im Nebenzimmer meiner Großmutter war. Dort anzuklopfen und sich mit der Dichterin zu unterhalten, war großartig.
Aufgewachsen bin ich in der Wohnung meiner Großeltern. Am Stadtrand von Wolfsberg, am Gries. In nächster Nähe von viel Wald, einem Bauernhof und einer Nachbarin mit vielen Katzen. Was für eine herrliche Kindheit.
Zwei weitere interessante und wichtige Wolfsberger lernte ich erst viel später kennen. ZunächstMartin Kušej, dessen Inszenierungen mich schon Mitte der 1990er-Jahre faszinierten und dazu brachten, dem Regisseur auch nach Deutschland nachzureisen. Beim Besuch der Ausstellung von Kevin A. Rausch in der galerie 3 in Klagenfurt war ich sofort von der Malkunst des jungen Künstlers fasziniert und kaufte mir ein Bild. Danach erfuhr ich, dass auch Kevin in Wolfsberg zur Welt kam. Inzwischen ist der Multikünstler nicht nur mir bestens bekannt, sondern auch international gefragt.
Vom WAC erfuhr ich erst, als er sich mit den Salzburgern um den ersten Liga-Platz stritt. 2014 war das, glaube ich. Schon damals fand ich, dass man auf Sportseiten zwar dauernd über Rapid, Austria, also Wien, und natürlich über Salzburg zu lesen bekommt, aber viel zu wenig überWolfsberg.
Von wem ich das mit dem 4:0 erfahren habe? Von Kevin natürlich. Er liebt Fußball, denn: „Ich habe selbst gespielt, spiele immer noch. Es ist ein alter Kindheitstraum. Im Fußball kommt alles zusammen, Sport, Politik, Kunst, Religion. Und: Fußball beschäftigt alle Sinne.“
Mittels WhatsApp schickte er mir am Donnerstag um 21.26 Uhr ein Bild aus dem Gladbacher Stadion mit der Nachricht „Wolfsberg führt 1:0“. Bald darauf kam ein Bild mit dem 4:0. Ich kam gerade von meinem letzten Termin der Mailänder Modewoche an diesem Tag – der von Fans gestürmten Pink Party von Philipp Plein – nach Hause ins Hotel und war von den Socken. Und was fällt dem neuen Burgtheaterdirektor Kušej dazu ein? „Ich bin seit JahrenWAC-Fan und schauemir immer wieder Spiele an. In Wolfsberg oder sonst wo. Gerade in Wien ist es von Vorteil, sich wegen dieser guten Alternative gar nicht in die Rivalität zwischen Grün und Violett begeben zu müssen. Ich bin der lebende Beweis dafür, dass es keine Diskrepanzen zwischen einer erfolgversprechenden Fußballmannschaft und einem großartigen Kunstprojekt wie FOR FOREST geben muss. Beides ist absolut super! Und den provinziellen Gegnern sage ich gerne: Ihr habt einfach keine Ahnung. Weder von Kunst, noch von Fußball!“