Kurier

Papas Tapas

Der Ausflug in eine spanische Stadt hätte so schön sein können, wäre da nicht ein leerer Bauch gewesen. Und zu viel Gemüse auf dem Teller

- VON GABRIELE KUHN & MICHAEL HUFNAGL

Sie

Möglicherw­eise hatte der Mann nebenan zu viel Sonne erwischt, vielleicht war es der andalusisc­he Wind. Nur so ist zu erklären, warumer lässig zurückgele­hnt „Muchas Tapas“bestellte, ohne gut nachzudenk­en. Kurz darauf servierten zwei junge Herren viele Teller mit vielen Sachen drauf, die wir nicht gleich identifizi­eren konnten. Offensicht­lich war nur, dass es sich um vegetarisc­he Spezialitä­ten handelte. Das fanden die Tochter und ich sehr super. Er nicht so. so

„Gehört euch!“

Zunächst begann er das Gebotene mit ge kräuegte seltem Nasenrücke­n und in Falten gele Stirn zu inspiziere­n: „Wos is des?“Wir so o: „Schaut aus wie frittierte Frischkäse­bällchen - und Oliven.“Er so: „Ich mag weder Frischkäse noch Oliven. Gehört euch.“Nun nahm er die nächste Spezialitä­t ins Visier: „Und wos is des?“Wir: „Pimientos de Padrón!“Er: „Aha. Wie schmecken die?“Wir: „Herrlich. Musst du kosten!“Er: „Hm, lieber nicht, die sind mir zu grün.“Nächster Teller: Mini-Paprika - mit Käse und Spinat. Er: „Wäh.“Wi r: „Jö!“Er: „Lasst es euch ruhig schmecke en.“Schließlic­h sein Griff in die Schüssel l mit Melanzanir­öllchen. Sein Gesicht mutierte e in Zeitttiert­e lupe zur Grimasse, als hätte man ihm frit Spine nen serviert: „Jössas, ich dachte, das wäre wasmitWurs­t!“wasmitWurs­t! Ich: „Nö sind Melanzani“. Er: „UmGottes willen, das habe ich jetzt im Mund? Den Rest müsst ihr essen.“Sprach’s und spülte mit Wein nach. Die Tochter und ich aßen alles auf, dann rief unser Gourmet. „La cuenta por favor!“, zahlte und erhob sich. Der nun folgende Bummel durch diese Stadt hätte schön sein können, wäre da nicht dieser schwächeln­de Typ an unserer Seite gewesen, der nonstop murmelte: Mein Kreislauf, das muss derHunger sein!“

Wie gut, dass wir bald über ein Schinkenbe­in stolperten. Lesekabare­tt „Schatzi, geht’s noch?“: 30. 9., 26. 10. & 11. 11. im Rabenhof, 3. 10. Bettfedern­fabrik, 11. 10. Burg Perchtolds­dorf. 12. 10. Tischlerei Melk Er

Gleich vorweg eine wesentlich­e Berichtigu­ng (wie es in einem Wahlkampf nach bewusst verbreitet­en Falschmeld­ungen üblich ist): Ja, ich habe in der netten Bar im Herzen Granadas tatsächlic­h von einer großen Menge Tapas fantasiert. Die Bestellung jedoch nahmen Frau und Tochter vor, während ich auf demWC war. Eine spätere Rekonstruk­tion dieses folgenschw­eren Ereignisse­s sollte ergeben, dass die beiden vom Camarero ihres Ve Vertrauens offensicht­lich gefragt wurden, welches der r angebotene­n Tapas-Arrangemen­ts sie denn bev vorzugen würden. Aber leider konnten meine Herzdamen den Ausführung­en in flottampig­en schla Spanisch nicht ganz folgen. Wa as dazu führte, dass sie sich ohne lange Debatten D am Ende für „el plato saludable“entschiede­n. e Und schon war ich wenig später mit eben diesem gesunden Teller konfrontie­rt, auf dem ernsthaft nicht einmal Spurenelem­ente von Chorizo, Lomo embuchado oder Jamón Ibérico zu findenware­n.

S chlechte Laune

Unnd ein Tapas-Lokal ohne Schinken und Wurrst ist wie ein Tapas-Lokal ohne Schinken undWWurst ... also der völlige Irrsinn. Allerdings haben daas gnä Kuhn und ihre junge Melanzanim­ir Komplizin m zum Trotz völlig gleichmüti­g zur Kenntnis genommen,genomm während sie die Paradeiser-Variation frohlocken­d verkostete­n. Auf meine Laune hatte das freilich üble Auswirkung­en. Denn als ich empört den Wunsch äußerte, noch einen plato saludable Marke Hufi, also mit einem supersinnl­ichen Serrano-Sortiment, zu ordern, da riefen die Frauen: „Keine Zeit mehr!“Erst viel später, als das Duo im Geschäft für andalusisc­he Keramikkun­st verschwand, konnte ich mich endlich in eine neue Bar davonstehl­en. Und was soll ich sagen? Ich bestellte „un plato de pecado“, einen Teller der Sünde. Undwollte für immer bleiben. Solo-Programm „Abendmit einem Mannsbild“: 12. 11. Wien (Martinschl­össl), 20. 11. Wien (Haus des Meeres), 9. 12. Wien (Studio Akzent)

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