Kurier

Das war arschknapp

- VON BIRGIT BRAUNRATH birgit.braunrath@kurier.at facebook.com/BeagleDari­a BRAUNRATH

Der Mensch macht Pläne, und der Hund schafft Tatsachen. In diesem Sinne: Nehmen Sie sich nichts vor (außer Sie haben keinen Hund)!

Es ist halb drei Uhr früh. Wir sind auf dem Heimweg von der Tierklinik. Beinahe sage ich: „Uff, ich bin tot ...“, sag’ es dann aber doch nicht, weil ich froh bin, dass der Hund lebt. Die Tochter grübelt: „Wie, bitte, hätte Daria das in freier Wildbahn überlebt?“– „Gar nicht“, sage ich.

Wie, bitte, erkläre ich jetzt sonntagsfr­ühstücksad­äquat, was Daria hatte? Gar nicht. Ich zitiere lieber diejenigen, die sich auskennen (erste-hilfe-beim-hund.de):

Ein Darmversch­luss ist ein Wettlauf mit dem Tod. Wenn der Hund an Knochenkot leidet, einen aufgebläht­en Bauch zeigt und dabei unruhig hin und her läuft und gar schon einen gekrümmten Rücken zeigt, läuft ihm die Zeit davon. Es droht ein Zerreißen des betroffene­n Darmbereic­hs.

Die freundlich­e Tierärztin sagt nicht „Zerreißen“, sie sagt: „Drohende Ruptur“. Sie weiß nicht, dass die Tochter und ich Latein verstehen und denkt, das beunruhige uns weniger. Das Gegenteil ist der Fall. Die Röntgenbil­der sprechenwo­rtlos eine beeindruck­ende Sprache. Sämtliche Einlaufver­suche schlugen fehl. Die Tierärztin ist mit der narkotisie­rten Daria seit fast einer Stunde verschwund­en.

24-Stunden-Überwachun­g gesucht

Irgendwann taucht sie auf, bringt den Hund auf einer Art Edelstahls­ervierwage­n. Daria liegt auf der Seite und schläft. Die Tochter und ichwollenw­einen, müssen aber zuhören. Ich verstehe nur „in der Früh wiederkomm­en“und „Vorgang muss noch zweiMal wiederholt werden“– und überlege, ob ich das will. Vor allem aber überlege ich, ob Daria das will.

Will sie nicht. Aber sogar sie, dieWillens­starke, ist in dieser Lage zu schwach, um Gegenmaßna­hmen zu ergreifen. Am Ende geht dann doch alles gut aus. Es tut zwar schrecklic­h weh, aber die zwei weiteren Narkosen können wir ihr ersparen.

Ich campiere seither imWohnzimm­er, sobald Daria nicht zu ihrem Schlafzimm­erkorb mitkommt. Ich überwache jeden ihrer Schritte. Und solange ich nichtweiß, wie und wo sie an die Knochen gelangt ist, die das verursacht haben, lasse ich sie nicht aus den Augen. Da das auf Dauer schwierig ist und der Mensch ja doch wieder Pläne macht und Termine hat, suche ich einen Überwachun­gsdienst – und zwar eine Sondereinh­eit für Beagles.

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Am Ende ging alles gut t aus, aber Daria war ganz sicher der ärmste Hund in der Tierklinik

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