„Il Trovatore“: Wenn die Last auf den Schultern des Tenors ruht
In Giuseppe Verdis „Il Trovatore“, der vertrackten Geschichte über zwei Brüder, die einander nicht kennen, aber Rivalen in der Liebe und im Leben sind, hängt das meiste vomTenor ab. Daswar auch bei der ersten Vorstellung der Aufführungsserie an derWiener Staatsoper so.
Für die Partie desManrico sind Kraft und Nerven gefordert, denn auf sein „Di quella pira“warten alle. Kein Problem für Yusif Eyvazov. Er gab den verschollenen Grafensohn mit Ausdruckskraft und seiner Gabe, stimmlich exzellent zu gestalten. Er trug mit Verve die Last der Aufführung, denn die anderen entscheidenden Positionen waren ausschließlich mit (Haus-) Debütanten besetzt.
Eine Debütantin
Michelle Bradley stellte sich als Leonora dem Wiener Publikum erstmals vor. Eines muss man der jungen Amerikanerin aus Houston, Texas, lassen: Sie verfügt über die Power, die ihr den Ruf als eine der vielversprechenden Verdi-Sängerinnen der Zukunft verschafft. Mit Leidenschaft gab sie sich der Partie hin. Für das eine oder andere Distonieren in den Höhen entschädigte ihr herrliches Piano und ihr wunderbares Legato.
Bariton Paolo Rumetz sprang tapfer aus dem Ensemble für den erkrankten Roberto Frontali ein. Monika Bohinec gab eine tadellose, aber gesittete Azucena. Jongmin Park bewährte sich mit seinem wohltönenden Bass einmal mehr als Ferrando. Carlos Osuna und Simina Ivan ergänzten solide als Ruiz und Ines.
Grandios agierte und sang der Staatsopernchor in Daniele Abbados statischer Inszenierung, die das Geschehen in den spanischen Bürgerkrieg verlegt.
Dirigent Alberto Veronesi arbeitete vor allem konstant an der Koordination zwischen Bühne und Graben. Applaus.
KURIER-Wertung: