Der Weinanbau kehrt nach
Zwei Jung-Winzer aus demInnviertel fiebern ihrer ersten Weinlese entgegen. Der Jahrgang „Eins“am„Weingut Christian“hat gute Voraussetzungen.
Landwirtschaft.
Wir sind zwei Verrückte, die Wein machen“, sagt ChristianGrößlbauer. Täglich durchstreift er zurzeit die schnurgeraden Rebstockreihen, pflückt da und dort eine Traube, kostet und begutachtet die Kerne. Sind sie braun, ist diephysiologischeReifeerreicht. „Es ist spannend, wenn man die Natur mitkriegt und erlebt, wie sich alles jedes Jahr steigert.“Der 35-Jährige steht vor einer besonderen Premiere, diezugleichPrüfungist: Vor zwei Jahren wurde derWeingarten in MehrnbachnaheRiedimInnkreis angelegt, jetztstehtdieerste Lese an.
Alles begann – wie könnte es anders sein – bei einem Glas Wein. Größlbauer und Christian Pumberger, ein Freund schon aus Kindergartenzeiten, saßen nach Feierabend beisammen und schauten in die Landschaft, als die Idee aufkam, ob aus den paar Weinstöcken im Garten nicht mehr werden könnten. Schließlich ist Größlbauer vom Fach. Er hat Koch/Keller gelernt, kehrte nach 16 Jahren in der Top-Gastronomie zurück ins Innviertel, nahm Bildungskarenz und holte die Matura nach. Die Ausbildung in Weinbau und Kellerwirtschaft hatte er zuvor schon berufsbegleitend in Krems absolviert.
Ein geeignetes GrundstückstandauchzurVerfügung. Auf dieses wollte Pumberger zuerst einen Betriebsneubau stellen. Dann bot sich ein anderes Gebäude an, hier ist jetzt der Installations- und Malereibetrieb mit 30 Mitarbeitern angesiedelt. So wurde aus Spaß Ernst. Die Aufgabenteilung ist klar: Pumberger kümmert sich um das Wirtschaftliche, GrößlbauerumdenWein.
Im Mai 2017 wurden händisch die ersten Stöcke gepflanzt. Mit dem einen Hektar sollte es aber nicht getan sein, also wurden Pachtflächen gesucht. Mittlerweile sind es gut vierHektar, verteiltaufvier Gemeinden, und an die 16.000 Stöcke: Grüner Veltliner, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller.
Biowein
„Für uns war von Anfang an klar, dass wir ohne Herbizide arbeiten wollen“, erklärt Größlbauer: „Das widerstrebt mir sowohl als Weinliebhaber als auch als Weinbauer.“Da die Bewirtschaftung bisher rein biologisch bestens funktioniert, willmandenBetriebalsBiobetrieb zertifizieren lassen. Auf rund 30.000 € pro Hektarbeläuft sichdieAnfangsinvestition, exklusive Maschinen. Das müsse jetzt einmal wieder eingespielt werden, dann werde man sich um weitere Anbauflächen umsehen, sagt Pumberger.„IchsehedasProjekt alsmeinePension“, denkter langfristig: „Ich hoffe, dass ich mit 50 voll angreifen kann.“
Die Blätter der Chardonnay-Reben sind dicht und dunkelgrün, sie speichern Nährstoffe für den Herbst. „Man sieht, dass die Stöcke gesund sind“, ist Größlbauer zufrieden. Mit dem Refraktometer misst er den Zuckergehalt. Der nähert sich täglich der Idealmarke. Da Weinanbau im Innviertel noch jung ist, gibt es für die Region keine Daten, etwa über den Reifezeitpunkt.
Gutes Jahr
Eigentlich war die Lese schon früher geplant, weil zuletzt Regen dazwischen kam, wurdesieverschoben. An diesemWochenende ist es soweit: Freunde und Bekannte sind angesagt, um die erste Ernte einzufahren. „Dann werden wir sehen, welches Potenzial wir haben“, sagt Größlbauer. Eristzuversichtlich:„Heuer war ein gutes Jahr. Niederschläge und Temperaturen haben gepasst, der Sommer war nicht so heiß wie 2018.“Für Qualitätswein gibteseinLimit, wievielpro Hektar geerntet werden darf. Fürs erste rechnet Größlbauer mit einem Ertrag von 3.000 Liter, „im Vollausbau sollten sich 25.000bis30.000Literausgehen“. Mittels Kühltransporter werden die Trauben zu einem befreundeten Winzer im Bezirk Mistelbachgebracht, derseineAnlage zur Verfügung stellt und den Keller vermietet.
DerRestistWarten. Anfang nächsten Jahres wird abgefüllt. Dannkommtder Erstling auf den Markt undstelltsichdemgestrengen Urteil derWeinliebhaber. DieMarkestehtbereits fest und leitet sich aus den Vornamen der beiden Jung-Winzer ab: „Weingut Christian“.