Kurier

Wenn derWald im Kaugummi steckt

Baumharz und Bienenwach­s – zwei junge Unternehme­rinnen wollen die Österreich­er dazu bringen, nur noch auf Kaugummi aus natürliche­n Rohstoffen zu kauen. Aber warum soll das besser sein?

- VON ANITA KATTINGER

ine zähe Angelegenh­eit – zuerst bröckelt der Kaugummi wegen der Kälte, dann braucht es einen ordentlich­en Einsatz des Kiefers. Der „Alpengummi“schmeckt ein bisschen nachWald und Minze – und durch das Harz ein wenig bitter für sensible Gaumen. Zwei junge Umweltwiss­enschafter­innen wollen die Pecherei – ein altes Gewerbe zum Gewinnen von Baumharz – unterstütz­en und entwickelt­en einen Kaugummi aus heimischen Rohstoffen. Claudia Bergero (28) erzählt: „Meine Mutter hat als Kind in Tirol sogenannte­s Kaupech gekaut. Erstaunlic­h viele Menschen wissen heute jedoch nicht, dass sie auf Kunststoff kauen und Kaugummis seit den 1950erJahr­en gar nicht mehr natürlich sind. Der erste vermarktet­e Kaugummi wurde nach einem Rezept von amerikanis­chen Ureinwohne­rn aus Fichtenhar­z und Bienenwach­s hergestell­t.“

EAltes Gewerbe

Früher brauchte man das Harz für viele Arbeitsabl­äufe wie das Abdichten von Schiffen, bis es von Kunststoff abgelöst wurde. Allein in Niederöste­rreich konnten noch in den 70ern 7.000 Familien von der Harzgewinn­ung (Pecherei) leben, heute gibt es nur noch einen Pecher, der sein Wissen mit Sandra Falkner (27) und Bergero teilt. Damals wie heute wird im Triestingt­al das Baumharz per Hand von der Schwarzkie­fer (auch Schwarzföh­re genannt) gewonnen, da diese unter allen Nadelhölze­rn der harzreichs­te Baum ist.

Bernhard Kaiser, der oft als letzter Pecher bezeichnet wird, betreibt eine Forstwirts­chaft und liefert das Harz für die beiden Gründerinn­en. Kennengele­rnt haben sie sich in einem Pecher-Kurs, den Kaiser für Interessie­rte veranstalt­et. Oft Städter, die ein Handwerk in der Natur ausüben wollen. „Als wir das erste Mal mit ihm über unsere Idee geredet haben, hat er aber gar nicht gewusst, dass man das Harz kauen kann, obwohl im Westen von Österreich das Wissen noch vorhanden ist. In den USA hat man einst die Holzarbeit­er erkennen können, weil sie Harz kauten.“

Die Arbeit des Pechers beginnt im Frühjahr, wenn er die Baumrinde abschlagen muss. Danach kann aus dem Ritz das Harz

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Die Pecherei in Niederöste­rreich wurde 2011 zum UNESCO-Weltkultur­erbe erklärt

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